Konstantin Leontjew

Der Durchschnittseuropäer

Ideal und Werkzeug universaler Zerstörung
Cover: Der Durchschnittseuropäer
Karolinger Verlag, Wien - Leipzig 2001
ISBN 9783854180951
Gebunden, 104 Seiten, 17,38 EUR

Klappentext

Herausgegeben und mit einem Vorwort von Isabelle Beaune. Aus dem Russischen von Jurij Archipow. Vernichtung der Vielfalt der Kulturen, Nivellierung von Individuum und Gesellschaft, Reduktion des Menschen auf einen kontrollierbaren und reproduzierbaren Mechanismus - so stellt sich für den Autor die Versuchung der westlichen Moderne des 19. Jahrhunderts dar. Nicht allein die gewaltsamen revolutionären und scientistischen Utopien, auch der mittelmäßige Durchschnittsmensch - die Bourgeoisie des Westens - bewirkt die Zerstörung der Kulturen und den universellen Rückschritt. Nach einer bohrenden Analyse der politischen Hauptdenker des okzidentalen 19. Jahrhunderts gründet er seine Hoffnung auf streng gegliederte gesellschaftliche Strukturen und auf die Kraft der slawischen Welt. Der im West berühmte, aber ungelesene Text wird nun erstmals auf Deutsch zugänglich gemacht: er ergänzt Leontjews monumentalen Essai "Byzantinismus und slawische Welt".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 01.06.2002

Na, das klingt ja reizend: Dieses Buch, so der Rezensent Felix Philipp Ingold, ist ein "Dokument ungezügelten reaktionären Denkens", zu Lebzeiten des Verfassers unvollendet geblieben und heute, mehr als hundert Jahre nach dem Tod des Autors wieder ein Kultbuch der russischen Rechten. Gewettert wird gegen alles, was auch nur im entferntesten nach Aufklärung schmeckt: Demokratie, Säkularisierung, Fortschritt. Dagegen feiert Leontjew die Aristokratie und den orthodoxen Glauben und verteidigt auch die Leibeigenschaft. Der Rezensent fasst sich in seiner Zusammenfassung kurz und gesteht dem Autor immerhin neben "leichtfertigen Pauschalurteilen" auch "genialische Einsichten" zu.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.12.2001

Der russische Diplomat, Essayist und Dichter Konstantin Leontjew war mit den Liberalen. deren Ideen über Gleichheit, Uniformität und Demokratisierung im 19. Jahrhundert en vogue wurden, überhaupt nicht einverstanden und schrieb darüber oder besser dagegen einen Essay, an dem er in den Jahren 1872 bis 1884 arbeitete, berichtet Lorenz Jäger. Für den Rezensenten hat er damit ein "Lob der Ungleichheit" verfasst, dem er überhaupt nicht zustimmen kann. Die Argumentationen Leontjews, Krieg und soziale Gefälle vor allem ästhetisch zu rechtfertigen, hält er schlicht für reaktionär, gar für ein "hochgebildetes Delirium", mit dem sich auch ein Leser, der arge Selbstzweifel hege, nicht identifizieren könne. Eher stimmt Jäger da Dostojewski zu, der Leontjews Ideen für "ruchlos" gehalten hatte, weiß der Rezensent.
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