Kirsten Jüngling, Brigitte Roßbeck

Katia Mann

Die Frau des Zauberers. Biografie
Cover: Katia Mann
Propyläen Verlag, München 2003
ISBN 9783549071915
Gebunden, 416 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Eine Biografie Katia Manns, der Frau des Jahrhundertdichters. Sie war die lenkende Hand im Hintergrund und schrieb an der Erfolgsstory Thomas Manns maßgeblich mit. Der Blick auf diese eindrucksvolle Frau vervollständigt das Bild, das wir von der bedeutendsten deutschen Familie des 20. Jahrhunderts haben.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 20.09.2003

Kirsten Jünglings und Brigitte Roßbecks Biographie über Katia Mann hat Rezensentin Susanne Messmer - anders als die von Inge und Walter Jens - nicht wirklich überzeugt. Ihr Hauptvorwurf: Das Autorenduo habe hauptsächlich "Schablonen im Kopf". Jünglings und Roßbecks Spekulationen über die seelischen Verletzungen Katia Manns etwa kritisiert sie als "Küchenpsychologie", bei der Grundsatzerklärungen genaues Hinsehen verhinderten. Nicht nur die "umständlichen" Spekulationen darüber, ob Katias Krankheiten ihren Kummer über Thomas schwule Träume zur Ursache hatten, sind Messer auf den Geist gegangen. Auch dass Jüngling und Roßbeck bei der Frage, ob Thomas und Katia miteinander Sex hatten, "wie von einem nicht zu lösenden Welträtsel" berichten, hat sie genervt. Überhaupt findet die Rezensentin, dass sich Jüngling und Roßbeck "allzu vehement von allem distanzieren müssen, was in ihren Augen nicht emanzipiert sein kann".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.03.2003

Matthias Wegner bespricht in einer Doppelrezension zwei Biografien Katia Manns, die er beide als "verdienstvolle Hommage" würdigt. Die Lebensbeschreibung der beiden Autorinnen Kirsten Jüngling und Brigitte Rossbeck lobt er für ihren "breiter angelegten, materialreicheren Erzählteppich". Der Rezensent zeigt sich von dem "gewaltigen Fleiß", den die Autorinnen vor allem bei der Erforschung der Familien Katias, der Pringsheims, aufgeboten haben, beeindruckt, und er hat viele bis dahin unbekannte "eindrucksvolle und amüsante" Einzelheiten gefunden. Er lobt die "lebendige" Schreibweise von Jüngling und Rossbeck und betont, dass diese Biografie spannend zu lesen sei. Einzig, dass die Autorinnen mitunter gar zu vertraulich mit ihrer Protagonistin umgehen, stört den Rezensenten ein bisschen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 14.03.2003

"Und alle Fragen offen." Auf diesen Nenner bringt Rezensentin Franziska Kröger ihre Einschätzung von Kirsten Jünglings und Brigitte Roßbecks Biografie über Katia Mann. Zwar zeichnen Jüngling und Roßbeck aus Briefen und Tagebuchaufzeichnungen ein nach Ansicht Krögers "inniges Bild der Beziehung von Thomas und Katia Mann". Doch was gemeint gewesen sei, als Thomas Mann seiner Frau am 30. Hochzeitstag mitteilte, er würde die Ehe-Jahrzehnte nicht wiederholen wollen, "das Peinliche" habe "doch überwogen", erschließen Jüngling und Roßbeck zum Bedauern der Rezensentin ebenso wenig wie das Ehepaar Jens, das in diesen Tagen ebenfalls eine Biografie über Thomas Manns Gattin veröffentlicht hat. Schon der Titel "Katia Mann. Die Frau des Zauberers" signalisiert für Kröger, "dass ohne den Leitstern Thomas Mann das Leben seiner Frau nicht zu fassen, ja, wohl nicht einmal zu denken ist". Das "eigentlich Triste" an Jünglings und Roßbecks Werk sieht Kröger darin, dass sie Katia Manns Leben als "Zubehör" ihres Gatten Thomas Manns schildern - was ihrem Bild von sich selbst vollkommen entsprochen hätte. "Aber wenigstens", so die Rezensentin resümierend, "weshalb sie das so und nicht anders haben wollte, hätte man doch gern verstanden."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.03.2003

"So lange Menschen meiner gedenken, wird ihrer gedacht sein." Mit diesen Worten bekundete Thomas Mann seiner Frau Katia an ihrem siebzigsten Geburtstag seine Liebe - eine Liebe, die nach Ansicht von Rezensent Gustav Seibt ganz in Dankbarkeit aufging. Schließlich wäre Thomas Mann ohne seine Frau weder äußerlich noch innerlich mit seinem Leben fertig geworden, ist sich Seibt sicher. Eingehend schildert er den Lebensweg der aus der reichen jüdischen, zum Christentum übergetretenen Familie Pringsheim stammenden Katia, die für Thomas mit seinen unausgelebten homosexuellen Neigungen zur idealen "Lebenskameradin" wurde. Im Vergleich zu der ebenfalls in diesen Tagen erschienenen Katia-Mann-Biografie des Ehepaares Inge und Walter Jens, das der Rezensent wegen seiner Solidität und seiner zahlreichen Zitate aus erster Hand lobt, findet Seibt Kirsten Jünglings und Brigitte Roßbecks Biografie "etwas sprunghafter", dafür aber "faktenreicher" - auch wenn diese Fakten vielfach aus der Sekundärliteratur stammen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 27.02.2003

Ein wirklich neues Bild könne auch diese Biografie nicht von Katia Mann präsentieren, schickt Willi Jasper seiner Rezension vorweg: Sie übernehme die Familiengeschichte in der offiziellen Lesart aus Thomas Manns Tagebüchern und folge recht einfallslos dem hergebrachten Genre-Muster von der Wiege bis zur Bahre. Doch im Gegensatz zu der ebenfalls gerade erschienen Biografie des Autorenpaares Jens beweisen die beiden Autorinnen Jünglich und Rossbeck wenigstens Distanz zu ihrem Gegenstand und den Mut zur Pietätslosigkeit. Die "Frau des Zauberers" erklären sie Katia Manns Selbstdisziplin damit, dass sie hart geworden sei, sich selbst und anderen gegenüber. Dass Katia Mann bei aller Aufopferung weder gegenüber ihren Kindern noch dem alten Heinrich Mann jemals wirkliches Mitgefühl gezeigt habe, findet Jaspers immerhin mit dem von ihr freiwillig eingegangenen Rollenzwang ganz plausible erklärt.