Katharina Raabe (Hg.), Manfred Sapper (Hg.)

Testfall Ukraine

Europa und seine Werte
Cover: Testfall Ukraine
Suhrkamp Verlag, Berlin 2015
ISBN 9783518071236
Taschenbuch, 256 Seiten, 15,00 EUR

Klappentext

Der Krieg in der Ostukraine ist ein Krieg im Zentrum Europas. Das wurde spätestens klar, als über dem Kampfgebiet eine zivile Verkehrsmaschine abgeschossen wurde. Über 300 Menschen, die meisten aus den Niederlanden, kamen ums Leben. Doch nichts geschah, was die Gewalt und den rasanten Zerfall von Zivilität bis hin zum Sterben der Millionenstädte Donezk und Luhansk hätte stoppen können. Die Ereignisse, die der Maidan-Revolution in Kiew folgten, von der Krim-Annexion bis zur Invasion russischer Truppen in Nowoasowsk, haben binnen weniger Monate die Grundlagen der europäische Nachkriegsordnung erschüttert: territoriale Integrität, Souveränität, Sicherheit, Frieden scheinen außer Kraft gesetzt. Russland und der Westen stehen sich wieder feindlich gegenüber. Wie konnte es dazu kommen? Und was bedeutet das für das künftige Zusammenleben in Europa? Schriftsteller und Publizisten suchen nach Antworten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 31.03.2015

Sehr beeindruckt ist Renate Nimtz-Köster von diesem sachkundigen Band, den die beiden Osteuropa-Spezialisten Katharina Raabe und Manfred Sapper herausgegeben haben. Die Beiträge umfassen Analysen und Studien von Osteuropahistoriker sowie Essays und Reportagen von ukrainischen und russischen Autoren, und die Rezensentin hat sehr viel von ihnen gelernt: über die Verbrechen der deutschen Wehrmacht in der Ukraine, über die verschränkte und umkämpfte ukrainisch-russische Historie, über die ökonomische Realität des Industriegebiets Donbass (das von Kiew subventioniert werde, nicht umgekehrt). Besonders hervor hebt sie als Autoren Serhij Zhadan, Andrew Wilson und Karl Schlögel, der zum Beispiel erschreckend deutlich macht, zu welcher Ignoranz gegenüber der Ukraine es geführt hat, dass sich die Osteuropageschichte lange auf Russland zentriert hat.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 11.03.2015

Wie kam es zu der deutlichen Abkühlung im Verhältnis zwischen Russland und dem Westen, wie zu dieser schweren politischen Krise Europas? Diesen Fragen gehen 15 Schriftsteller und Journalisten in diesem "sehr informativen und lesenswerten Sammelband" nach, schreibt Rezensentin Barbara Oertel. Die Rolle der EU bleibe dabei allerdings etwas unterbelichtet, stellt sie fest: Lediglich der Beitrag von Stefan Auer verortet das neue, selbstbewusste Auftreten Russlands in einer fatalen Selbsteinschätzung der EU, führt sie dazu aus. Und auch wenn ein Beitrag über den von Russland, anders noch 2008 im Georgienkonflikt, verdeckt geführten "hybriden Krieg" sehr erhellend ausfällt, vermisst die Kritikerin einen Beitrag, der sich kritisch mit der Rolle der Kiewer Regierung und einigen diesbezüglich ungeklärten Fragen befasst. Alles in allem sei dieser Band aber gut dazu geeignet, die oft undurchsichtige Lage in der Ukraine verständlicher zu machen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.03.2015

Nachdrücklich empfehlen kann Rezensentin Regina Mönch diesen nun unter dem Titel "Testfall Ukraine" von Katharina Raabe und Manfred Sapper herausgegebenen Band, der lesenswerte Essays nicht nur von Historikern, sondern auch - russischen und ukrainischen - Künstlern versammelt. Mit großem Interesse liest die Kritikerin etwa den Text des Osteuropa-Historikers Andrew Wilson, der neben einer Dekonstruktion ukrainischer und russischer Mythen auch eine faktenreiche Wirtschaftlichkeitsanalyse zum Donbass liefert. Beeindruckt folgt Mönch auch den Ausführungen der russischen Literaturkritikerin Irina Prochorova, die eine kluge und couragierte Analyse der russischen Gesellschaft schreibt und die Depression der russischen Demokraten untersucht. Ob Arkadi Babtschenkos Schilderung des moralischen Niedergangs Russlands oder Karl Schlögels Reflexion über das "verstellte" Wissen über die Katastrophe - diesem Band wünscht die Kritikerin in jedem Fall viele Leser.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 05.03.2015

So wichtig und lobenswert Frank Herold die zahlreichen Veröffentlichung des Suhrkamp-Verlags zum Ukraine-Konflikt auch findet, die Auswahl ist ihm zu einseitig: es kommen ausschließlich Putin- und Russlandkritiker zu Wort, nicht aber jene Politiker, Wissenschaftler und Ökonomen, an denen sie sich reiben, erklärt der Rezensent. Auch im neuen Sammelband "Testfall Ukraine" sind schöne Beiträge zu finden, lobt Herold, der vor allem die Autorin Irina Prochowa hervorhebt, aber gerade um die Gesamtlage besser einschätzen zu können, hätte er sich beispielsweise auch Beiträge von Sergej Glasjew, Wsewolod Tschaplin, Dmitri Rogosin oder Dmitri Kisseljow gewünscht.