Günter Grass auf Tour für Willy BrandtDie legendäre Wahlkampfreise 1969
Ch. Links Verlag, Berlin
2011
ISBN
9783861536475, Gebunden, 237Seiten, 24,90
EUR
Klappentext
Ein halbes Jahr lang tourte Günter Grass 1969 durch die Bundesrepublik und machte Wahlkampf für Willy Brandt. 32 000 Kilometer war er unterwegs, zumeist in einem alten VW-Campingbus, und sprach auf über 100 Veranstaltungen zu rund 60 000 Menschen. Es war eine für Deutschland neue Form des Wahlkampfs: Bürger, die nicht der SPD angehörten, organisierten Unterstützungsinitiativen, um die Wählerbasis zu verbreitern. Sie vertraten Positionen, die in der Partei selbst noch umstritten waren, aber nach Brandts Wahlsieg dann zur Regierungspolitik wurden. In diesem Band werden die Erinnerungen der Beteiligten dokumentiert und die Ereignisse politikgeschichtlich eingeordnet. Zahlreiche Abbildungen lassen eine bewegte Zeit wieder lebendig werden, in der von Politikverdrossenheit noch nichts zu spüren war. Mit Beiträgen von Günter Grass, Friedhelm Drautzburg, Eberhard Jäckel, Erdmann Linde, Daniela Münkel und Kai Schlüter.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 29.12.2011
Die Günter-Grass-Sekundärliteratur hat auf diesen Band, der die Wahlkampfkampagne des Schriftstellers für den Kanzlerkandidaten Willy Brandt 1969 dokumentiert, zwar nicht wirklich gewartet, meint Willi Winkler. Aber dennoch hat ihn dieser Rückblick in politisch bewegte Zeiten der Bundesrepublik gefesselt. Und er kann hier auch schon den zu diesem Zeitpunkt bereits berühmten Schriftsteller in all seinen charakteristischen Merkmalen ausmachen, von der Wortgewalt, seiner Kochleidenschaft und seinem Sendungsbewusstsein. Er stimmt dem Schriftsteller sogar zu, wenn dieser heute glaubt, ohne ihn wäre Brandt nicht im dritten Anlauf Bundeskanzler geworden. Allerdings merkt man es dem Rezensenten an, dass ihm der Grass von 1969, der im politischen Engagement auch mal ein "Lachen" zeigte, näher steht als der "Griesgram" von heute.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.09.2011
Angetan zeigt sich Rainer Blasius von diesem Band über die Wahlkampfreise von Günter Grass für die SPD 1969, den Kai Schlüter herausgegeben hat. Er berichtet über die Entstehung der "Sozialdemokratischen Wählerinitiative" (SWI), bei der neben Grass auch weitere prominente Köpfe wie Arnulf Baring, Kurt Sontheimer, Günter Gaus und andere mitmischten. Die Grass-Wahlkampfreise 1969 von März bis September umfasste nach Angaben von Blasius 32000 Kilometer, 39 Wahlkreise, 55 Abendveranstaltungen und fünf weitere Großveranstaltungen. Die meist 1970 verfassten Erinnerungen einiger SWI-Teilnehmer lesen sich für ihn recht "unterhaltsam". Besonders schätzt er Friedhelm Drautzburgs "atmosphärisch dichte" Schilderung. Außerdem hebt er die historische Einordnung der Reise von Historikerin Daniela Münkel hervor.