Reise in das Land der LagerSuhrkamp Verlag, Berlin
2013
ISBN
9783518424063, Gebunden, 638Seiten, 39,00
EUR
Klappentext
Aus dem Russischen von Olga Radetzkaja. Auf seiner Odyssee durch das von Hitler und Stalin eingekeilte östliche Europa wird Julius Margolin, Bürger mit polnischem und britischem Pass, Zeuge, wie Juden auf den Marktplätzen die Sowjets als Befreier bejubeln, wie ihre Begeisterung im Laufe des Winters in Entsetzen umschlägt, als die Behörden hebräische Bücher verbieten und schließlich die jüdische Bevölkerung aus der Stadt vertreiben. 1941 wird er verhaftet und in ein Straflager am Weißmeerkanal deportiert. Halbtot, zufällig gerettet, schreibt er 1947 in Israel nieder, was ihm geschah. Doch niemand wollte etwas hören von Lagern im Land der "Befreier vom Faschismus". Erst heute erscheint sein Zeugnis ungekürzt auf Deutsch. Margolin ergreift den Leser, weil er als Leidender wie als Zeuge auf seine Rechte pocht und sich wie ein Mensch aus einer anderen, besseren Welt verhält.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 18.03.2014
Zusammen mit Kertész, Levi und Solschenizyn gehört Julius Margolin genannt, wenn es nach Andreas Breitenstein geht. Das Buch, für ihn eines der ganz großen Erinnerungsbücher des 20. Jahrhunderts, hat er atemlos gelesen. Den sowjetischen Totalitarismus hat er so, aus der Innenperspektive, noch nicht kennengelernt. Der Autor enthüllt dem Rezensenten nicht nur den ganzen Aberwitz des Schicksals eines polnischen Juden im Gulag, sondern auch dessen unsägliche Qualen, die Mechanismen des Terrors und die detaillierten Umstände des Lagerlebens. Dass der Autor sich in fünf Jahren Lagerhaft und Flucht eine Reflexions- und Ausdrucksmöglichkeit von solcher Wucht bewahren konnte, wie hier nachzulesen, grenzt für Breitenstein an ein Wunder. Ebenso der Umstand, dass die vollständige Ausgabe von Margolins Bericht nun erstmals auf Deutsch vorliegt.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.02.2014
Als großes Glück bezeichnet Ingo Petz die erste vollständige deutsche Ausgabe von Julius Margolins zeitdokumentarischem Bericht aus dem GULag. Was der Autor von 1941 bis 1945 im Lager im Norden Russlands erlebte, die Arbeitsabläufe und Machtverhältnisse, vermag ihm der Text eindringlich nahezubringen. Herausragend scheint Petz der 16 Jahre vor Alexander Solschenizyns Darstellung des russischen Lagersystems verfasste Text vor allem wegen des zwischen den schmerzhaften Schilderungen aufblitzenden feinen Humors. Für Petz ein Zeugnis von großer menschlicher Stärke, da der Autor niemals verbittert erscheint und stets trotz allem hoffnungsvoll.