Jules Barbey d'Aurevilly

Gegen Goethe

Cover: Gegen Goethe
Matthes und Seitz, Berlin 2006
ISBN 9783882218695
Gebunden, 144 Seiten, 19,80 EUR

Klappentext

Jules Barbey d'Aurevillys "Gegen Goethe" ist eine der polemischsten und unsachlichsten, aber auch originellsten und witzigsten Abrechnungen, denen wohl je eine berühmte Person ausgesetzt war.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.01.2007

Als "höhnischste Streitschrift gegen Goethe, die je geschrieben worden ist" wertet Dieter Borchmeyer diesen 1873 erschienen Essay von Jules-Amedee Barbey d?Aurevilly, der nun erstmals in deutscher Übersetzung und "kundig kommentiert" vorliegt. Der Rezensent bleibt über des Franzosen Schmähungen Goethes als Langweiler, Trottel, Kaulquappe und vieles mehr ebenso gelassen wie über die maß- und hemmungslose Kritik am Werk des Dichterfürsten. Er bescheinigt dem vom Dandy zum Erzkatholiken mutierten Autor sogar, sich mit seinen spotttriefenden Pamphlet wirklich Mühe gegeben zu haben. Ernst nehmen kann er die Ausführungen freilich nicht, zumal sie meist "ohne wirkliche Kenntnis" geschrieben sind. Die Frage, wie es zu solch einer "aberwitzigen Polemik" kommen konnte, beantwortet er mit dem Hinweis auf Barbeys Hass auf das siegreiche Deutschland, den Freigeist Goethe und den übergroßen Ruhm, den der Weimarer Klassiker seinerzeit auch in Frankreich genoss. Insgesamt fühlt sich Borchmeyer von Barbeys Essay recht gut unterhalten, vor allem wegen der "virtuosen Beschimpfungskaskaden", die er als "l'art pour l'art des Unflats" würdigt. Darüber hinaus hat das Buch bei ihm aber auch ein Gefühl der Nostalgie geweckt: "Was war das für eine Epoche, in der Goethe solche Aggressionen auslösen konnte!"
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.07.2006

Rezensent Wolfgang Müller bespricht dieses Buch in der schönen taz-Rubrik "Bücher für Randgruppen" und gibt freudig seine Begeisterung für die goethefeindlichen "Respektlosigkeiten, Verdrehungen und Gemeinheiten" des französischen Belle-Epoque-Autors aus dem Jahr 1870 zu Protokoll. Als Hintergrund für d'Aurevillys Überlegungen zu Goethe schildert der Rezensent den deutsch-französischen Krieg von 1870/71 und die Lust dieses Autors, mit der Goethe-Bewunderung in Frankreich abzurechen. Zu diesem Zweck zieht der Autor zum Entzücken des Rezensenten "über alles her, was Goethe in seiner Lebenszeit" geschaffen hat, der für d'Aurevilly ohne Madame de Stael "nur ein deutsches Geräusch" geblieben wäre. Im Übrigen bestehe Goethes einziges Talent in der "Produktion von Langeweile". Lediglich Goethes Botanik lässt d'Aurevilly halbwegs stehen. Am Ende sorgt Müller zufolge Lionel Richard noch mal für eine charakterliche Einordnung des geballten Goethe-Ressentiments, in dem er als d'Aurevillys Markenzeichen die "Intoleranz" beschreibt. Trotzdem ging Müller jedes Wort in diesem Buch offensichtlich runter wie Butter.