Judith Butler

Anmerkungen zu einer performativen Theorie der Versammlung

Cover: Anmerkungen zu einer performativen Theorie der Versammlung
Suhrkamp Verlag, Berlin 2016
ISBN 9783518586969
Gebunden, 312 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Frank Born. Occupy Wall Street. Gezi-Park, Tahrir, Majdan. Ferguson und Hongkong. Tea Party. Pegida. Die "Politik der Straße" hat Hochkonjunktur, wirft aber auch Fragen auf. Sind solche Versammlungen als Ausdruck der Souveränität des Volkes aus radikaldemokratischer Perspektive zu begrüßen oder geben sie Anlass zur Sorge vor der Herrschaft des "Mobs"? Und wer ist überhaupt "das Volk"? Judith Butler geht den Dynamiken und Taktiken öffentlicher Versammlungen unter den derzeit herrschenden ökonomischen und politischen Bedingungen auf den Grund. In Erweiterung der sprechaktzentrierten Theorie der Performativität und gegen Hannah Arendts "körperlose" Konzeption politischen Handelns unterstreicht sie die Bedeutung der physischen Präsenz kollektiver Akteure im öffentlichen Raum und arbeitet an aktuellen Beispielen die Effekte dieser Ausdrucksdimension heraus sowie die Inklusions- und Exklusionsmechanismen, die dabei am Werk sind. Der kollektive Schrei "Wir sind das Volk!" zieht eben auch eine Grenze und lässt die Frage, wer wirklich das Volk ist, umso deutlicher hervortreten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.11.2016

Rezensent Johan Schloemann warnt vor diesem Buch. Was Judith Butler hier demokratietheoretisch erarbeitet und zu öffentlichen Zusammenkünften a la Occupy als Ausdruck von Demokratie zu sagen hat, hat für Schloemann den Charakter eines Bibelverses. Umso dringlicher verweist der Rezensent auf das Alter der Texte, die teils aus dem Jahr 2012 stammen, und auf die durch den Fortgang der Entwicklung zu gewinnende Einsicht, dass die in den Blick genommenen Versammlungen des Arabischen Frühlings oder der Gezi-Proteste keinesfalls über einen Kamm zu scheren sind. Butler jedoch macht genau das, meint Schloemann. Indem die Autorin riskante Proteste gegen Diktatur und Antiliberalismus mit Gewerkschaftsprotesten gegen den Neoliberalismus und Bildungsdemos gleichsetzt, legt sie laut Schloemann eine naive bis fahrlässige Vorstellung von Politik an den Tag.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.10.2016

Zu diesem Buch werden nur eingefleischte Butler-Fans und Freunde poststrukturalistischer Überhöhungen greifen, glaubt Hannah Bethke. Und selbst jene Leser muss die Kritikerin vorwarnen: Durchaus interessant sei Butlers Ansatz, mit Blick etwa auf den Arabischen Frühling das wiedererwachte Interesse an öffentlichen Versammlungen zu untersuchen und die Bedeutung der körperlichen Präsenz abgehängter Bevölkerungsgruppen als "performative Ausübung" des Rechts herauszuarbeiten. Zwischen all den komplizierten Gedankengängen dieser "Anmerkungen" fällt es Bethke jedoch schwer, einen roten Faden, eine zentrale Botschaft oder wenigstens einen politischen oder theoretischen Mehrwert auszumachen.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de