In den Winkeln der LüfteAuf der Suche nach Ana Maria Martinez Sagi. Roman
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart
2002
ISBN
9783608931983, Gebunden, 575Seiten, 25,00
EUR
Klappentext
Aus dem Spanischen von Barbara Mesquita. Ein ungewöhnlicher Roman über eine ungewöhnliche Frau und ihr gefährliches Leben: Dichterin, Vorkämpferin des Feminismus, Journalistin, Athletin, Kriegsberichterstatterin, Straßenmalerin im Vorkriegs-Paris, Kollaborateurin, Professorin für die katalanische Sprache. Befreundet mit Lorca. Juan Manuel de Prada hat mit diesem Roman einer der interessantesten Frauen des 20. Jahrhunderts ein grandioses Denkmal gesetzt. Einer Frau, die es wegen ihrer Stärke, ihres politischen Engagements, ihres unkonventionellen Lebens und ihrer zarten Lyrik verdient, daß sie nicht vergessen wird. Der Roman einer Biographie: In der subtilen Vermischung von realen Fakten und erfundener Handlung zeigt sich de Prada als ein Meister des Vexierspiels.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 05.04.2003
Zusammen mit drei anderen spanischen Neuerscheinungen bespricht der Rezensent Albrecht Buschmann den jüngsten Roman von Juan Manuel de Prada, der mit dem Leben der wahren Ana Maria Martinez Sagi "ein exemplarisches Schicksal aus der Zeit vor dem Bürgerkrieg rekonstruiert". De Prada, so der Rezensent, lässt einen jungen Autor zufällig auf ein Interview mit Sagi stoßen, "einer der bekanntesten Frauen" ihrer Zeit, die allerdings vollkommen aus dem kollektiven Bewusstsein ausradiert wurde. Dichterin, engagierte Journalistin, Sportlertin und Frauenrechtlerin, all das war Sagi, erklärt der Rezensent, doch "unter Franco durfte es solch eine Frau nicht geben, es durfte sie nicht einmal gegeben haben". Und so nähert sich de Prada, durch seine Hauptfigur, "detektivisch" dieser ausradierten Frau, doch seine Recherche ist keine postmoderne Spielerei, sondern "postfranquistischer Ernst", wie an den zahlreichen Fotos, Faksimiles und ganzen Zeitschriftenseiten abzulesen ist. Und doch geht es hier nicht um die eine Wahrheit, bemerkt der Rezensent, denn neben seinem "dokumentarischen Fleiß" ist da noch de Pradas barocke Sprache, die nicht "verdünnt", sondern zum Glänzen bringt und "unterstreicht". Es gehe um das Selbstverständnis des Schriftstellers als "Gestalter möglicher Welten" und darum, dass "die Literatur mehr ist als Diskussion von Fakten, Fakten, Fakten".
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.12.2002
Dieser Roman wirkt auf den ersten Blick, meint der Rezensent Florian Borchmeyer, wie das postmoderne Spiel um eine fiktive Biografie, die pseudo-authentisch - mit Dokumenten, Originaltexten etc. - präsentiert werde. Die Person, um die es geht, ist die linke und lesbische, von Franco vertriebene und danach gründlich vergessene Dichterin Ana Martínez Sagi. Und das Verblüffende: sie hat wirklich gelebt und ist erst kurz vor Erscheinen dieses ihr Leben porträtierenden Romans gestorben. Das Buch selbst findet der Rezensent dabei durchaus zwiespältig. Der Gegenstand sei faszinierend, der Autor ihm aber nicht gewachsen. Gerade angesichts des zuletzt präsentierten "Lebensberichts" von Sagi selbst werden die Niveauunterschiede, so Borchmeyer, schmerzlich deutlich. De Prada habe nichts zu bieten als "großsprecherischen Neobarockstil" und am Ende sei es fast ein bisschen tragisch, dass der "Fackelträger" neben der von ihm aus dem Vergessen erretteten Person so klein aussehe.