Leichensammler. Die WerftRomane
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main
2005
ISBN
9783518417034, Gebunden, 548Seiten, 32,00
EUR
Klappentext
Aus dem Spanischen von Anneliese Botond und Curt Meyer-Clason. Mit wenigen Strichen eine Gestalt in ihrer widersprüchlichen persönlichen Wahrheit hervortreten zu lassen, eine Konstellation zweier Menschen wie eingeätzt zu umreißen, herausgelöst aus allen vorgegebenen Mustern: diese Kunst Onettis (1909-1994) ist oft bewundert worden. In gründlich revidierten Übersetzungen und zum Teil erstmals auf deutsch bietet die Werkausgabe sämtliche vollendeten Romane und Erzählungen Onettis, zusammen mit Anmerkungen und Nachworten der Herausgeber.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 08.07.2005
Burkhard Müller hat sich große Mühe gegeben, auf Juan Carlos Onettis "vor Schwäche todtraurige Welt" nicht apathisch, frustriert und verärgert zu reagieren, und fordert die Leser zur gleichen Anstrengung auf. Wenn nicht, schreibt er, kapituliert man leicht vor der "unveränderlichen Misere des Personals", das in einem "Reich wunschlosen Unglücks" seine trostlosen Bahnen zieht, ohne dass irgendetwas Erleichterung oder Auflockerung verschaffen würde. Das gilt insbesondere für die Prosa von Onetti: Er schreibt, als sehe er die Menschen zum ersten Mal, ringt ohne jede Verschnaufpause um die Möglichkeit des Ausdrucks und findet so zu einer Sprache, die so eindringlich eigentlich und deshalb so sperrig ist, dass Müller die Lektüre zuweilen an die Studie einer Grammatik erinnerte. Doch natürlich ist es gerade dieser "Grad der Anspannung", der aus der "schicksallosen Nebelwelt der Südhalbkugel" eine hochliterarische Landschaft formt. Was übrigens, vergisst der Rezensent nicht zu erwähnen, auch in hohem Maße für die beiden Übersetzungen gilt, die der Versuchung nicht erlegen sind, die schwierige Präzision von Onettis Sprache zugunsten besserer Lesbarkeit zu aufzulockern.