Die schwierige Sache mit dem GlückRoman
Kein und Aber Verlag, Zürich
2004
ISBN
9783036951249, Gebunden, 336Seiten, 19,90
EUR
Klappentext
Aus dem Amerikanischen von Sabine Hübner. Josip Novakovich erzählt die Lebensgeschichte von Ivan Dolinar, der 1948, sinnigerweise am 1. April, in einem kroatischen Dorf geboren wird. Der junge Ivan verehrt Tito über alles, beginnt hoffnungsfroh ein Medizinstudium, muss aber schon bald einsehen, dass sich selbst die besten Absichten als gefährlich erweisen können: Nach einem Lausbubenstreich eines Kommilitonen landet er als politischer Häftling auf einer kroatischen Insel in einem Arbeitslager. Monate später inspiziert Tito, begleitet von Indira Gandhi, die Insel. Indira Gandhi schenkt Ivan einen Fächer, weil es so heiß ist, Tito offeriert ihm eine kubanische Zigarre und verdoppelt, weil Ivan zu heftig daran zieht, dessen verbleibende Haftdauer. Und so geht es weiter, das Leben des liebenswürdigen, träumerischen, etwas ungeschickten Ivan Dolinar: Stets scheint es die schlechtestmögliche Wendung zu nehmen. Im Bürgerkrieg der 90er Jahre wird Ivan gezwungen, für die jugoslawische Armee zu kämpfen und zu töten. Nach dem Krieg gelingt es ihm zwar, eine Familie zu gründen, doch auch das Familienglück ist nur von kurzer Dauer. Nachdem ihn ein betrunkener Arzt fälschlicherweise für tot erklärt hat, erlebt Ivan in einem furiosen Finale, wie er selbst zu Grabe getragen wird.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 19.02.2005
Wenig überzeugend findet Karl-Markus Gauß den Versuch Josip Novakovichs, fünfzig Jahre jugoslawischer Geschichte in der Biografie eines weltfremden "Lebens-Unkünstlers" darzustellen. Immer wenn sich in seinem Land etwas Großes ereignet, widerfährt dem Pechvogel Ivan Verheerendes. Die Satire kommt Gauß aber "allzu schematisch angelegt" vor, da können auch die vielen "skurrilen Einfälle", die Novakovich einbaut, nichts mehr retten. Aus der angestrebten Verquickung von Geschichte, Roman und Satire ist somit nicht viel mehr geworden als eine überdrehte "Balkanbizzarria".
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 08.11.2004
Gar nicht gut zu sprechen ist Rezensentin Maike Albath auf den amerikanischen Creative-writing-Professor mit kroatischem Hintergrund, Josip Novakovich, der sie mit 330 Seiten "lähmender Durchschnittlichkeit" geärgert hat. Weder der langweilige, hölzerne Held Ivan, der in Titos Jugoslawien groß wird und mit den zahlreichen Absurditäten des Regimes zu kämpfen hat, noch die auf serbische Speckschwartenromantik gründende Deftigkeit des Buchs konnten sie überzeugen. Der Autor sei "seinem Sujet erzählerisch kaum gewachsen" und mit seinem "Larifari-Realismus" gelängen ihm weder Kriegs- noch Liebesszenen. Aus seiner kroatischen Herkunft könne Novakovich keinen Profit schlagen, was daher rühre, dass er seine biografischen Erfahrungen auf ein "international verständliches Niveau" heruntergeschraubt habe. "Halb Schelmenschwank, halb Sozialreportage, halb Entwicklungsgeschichte" resümiert eine genervte Maike Albath, die damit zugleich die Arithmetik revolutioniert.