Jonathan Lethem

Menschen und Superhelden

Stories
Cover: Menschen und Superhelden
Tropen Verlag, Berlin 2005
ISBN 9783932170751
Gebunden, 176 Seiten, 17,80 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Michael Zöllner. In neun fantastischen, urkomischen, manchmal rührenden Geschichten, seziert Lethem amerikanische Pop- und Straßenkultur um daraus mit schwindelerregender Stilvielfalt einzigartige fiktionale Welten zu erschaffen. Diejenigen, die Lethem seit langem schätzen, werden in den neuen Geschichten zuweilen auf Vertrautes stoßen: Erzähler, die nicht aufhören können zu plappern, glücklose Möchtegern-Detektive, einfache Menschen mit übernatürlichen, oft selbstzerstörerischen Kräften, neben Charakteren, deren neunmalkluge Schlagfertigkeit nur den eigenen bohrenden Liebeskummer verdecken soll, während sie wortreich über die bittersüßen Widrigkeiten der Liebe und die Verstrickungen der Freundschaft debattieren.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.01.2006

Lethem sei ein "moderner Märchenerzähler", meint Rezensent Hans-Peter Kunisch begeistert. Sein neuer Erzählband schaffe es, "alltägliche Figuren" mit "großen Themen" zu verknüpfen. Es geht also nicht um das (comichafte) Auftreten der vermeintlichen Superhelden, vielmehr um Menschen, die sich mit den Rätseln des Lebens beschäftigen. Von "großen Fluchten" und dem Wechsel der Identität schreibe Lethem, und das gekonnt. Alltagsereignisse wie ein Stau werden aus einer neuen Perspektive heraus beschrieben und wecken damit das Interesse des Rezensenten. Man wundere sich nicht mehr über die teils recht fantastische Sprache, sondern verstehe nach und nach, dass Kindheitsträume manchmal mehr aussagen als jeder Lebenslauf, freut sich Kunisch. Nicht alle Erzählungen seien gelungen, gibt er zu, doch die Vielfältigkeit des Autors mache das wett.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 19.10.2005

So groß der Erwartungsdruck, der auf Jonathan Lethem nach seinem Erfolgsroman "Die Festung der Einsamkeit" gelastet hat, auch gewesen sein mag - der Autor zeigt in seinem aktuellen Buch, dass er damit "geschickt und spielerisch" umzugehen wusste, lobt Rezensent Maik Söhler. Lethems neue Geschichten setzen einige alte Handlungsstränge fort, und dem Leser begegnen so einige der bekannten Figuren wieder. Im Mittelpunkt der Erzählungen stehen verschiedene Comichelden, die ein gemeinsames Schicksal teilen: Nie reichen sie an prominente Kollegen wie "Superman" heran. Der Kritiker schätzt an Lethems Stil besonders, dass dieser auf die im Comic sonst "üblichen fetten Ausrufezeichen" verzichtet und auch die "Menschen hinter den Figuren" nicht vergisst. Seine "Anlehnung ans Genre" drückt sich vielmehr darin aus, dass Letham eine "liebevolle Auswahl abseitiger Heldengestalten" trifft und "hübsche Bilder" in Worte fasst. Übertroffen wird dieses Geschick nur noch durch die "Formenvielfalt" des Autors, die der Rezensent als größten Vorzug des Bandes sieht. Science-Fiction gehöre ebenso zu Lethems Repertoire wie die Shortstory. Und am Ende wisse der Leser stets: "Menschen sind Superhelden".