Der Schmerz der EngelRoman
Piper Verlag, München
2011
ISBN
9783492053907, Gebunden, 352Seiten, 19,99
EUR
Klappentext
Aus dem Isländischen von Karl-Ludwig Wetzig. In den Wintern sind die Nächte dunkel und still, wir hören die Fische auf dem Meeresgrund atmen. Der Schnee fällt so dicht, dass er Himmel und Erde miteinander verbindet. Während der Junge den anderen bei Schnaps und heißem Kaffee in der Gaststube aus Shakespeares "Hamlet" vorliest, entrinnt Jens, der Postmann, knapp dem Tod: Festgefroren auf seinem Pferd, erreicht er unterkühlt und mit letzter Kraft die Herberge, im Gepäck zwei Leichen und die wohlbehaltene Postkiste. Auf seine nächste Reise in die weiten Fjorde wird der Junge ihn begleiten. Und beide müssen für ein ungewöhnliches Poststück ihr Leben aufs Spiel setzen.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 11.10.2011
Als berührende Liebeserklärung an seine Landsleute um 1900 und den geradezu klassischen Kampf mit der lebensfeindlichen isländischen Winternatur hat Aldo Keel den Roman "Der Schmerz der Engel" von Jon Kalman Stefansson gelesen. Der Landpostbote Jens und ein namenlos bleibender Jugendlicher stemmen sich im Winter gegen die Kräfte der Natur in Ausübung ihrer Postbotenpflicht, die auch schon mal die Beförderung einer Leiche zum nächsten Friedhof beinhaltet, erklärt der Rezensent. Keel entdeckt viele klassische literarische Motive der Reise- und der Katastrophenerzählung und er erkennt, dass Stefansson seine Helden mit den Extremsituationen, die sie zu bestehen haben, einer Charakterprüfung unterzieht.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 28.09.2011
Ein Buch, das Abgründe aufreißt, hat Annett Scheffel gelesen. Die archaische Kraft der isländischen Natur, von Schnee und ewigem Eis, lässt sie uns wissen, hat der Autor in seinen Roman transportiert, indem er zwei sehr gegensätzliche Menschen, einen verschlossenen Postboten und einen empfindsamen, bibliophilen Jungen, durch diese Schneehölle wandern und fast krepieren lässt. Die Beschreibungskunst Jon Kalman Stefanssons, seine parabolische Prosa, vor allem aber, wie sie die Kraft der menschlichen Sprache und Literatur in der Auseinandersetzung mit den Elementen für den Leser spürbar macht, hat Scheffel tief beeindruckt.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.09.2011
Wie lässt sich Menschenwürde bewahren? Irene Bazinger folgt dem Autor und seinen beiden unerschrockenen Hauptfiguren durch eine Wüste aus Kälte und Finsternis in die isländische Einsamkeit, um es herauszufinden. Das Aufeinanderangewiesensein der Figuren, einem Postboten und seinem Begleiter, im Extrem erscheint der Rezensentin eindringlich genug, um das Gefühl der Kälte und der existentiellen Bedrohung, aber auch einen Begriff von Mut, Hoffnung und Poesie zu vermitteln. Besonders findet sie dieses ungewöhnliche Reisebuch nicht zuletzt aufgrund der sprachlichen und stilistischen Meisterschaft von Jon Kalman Stefansson.