Unser großes Album elektrischer TageRoman
Matthes und Seitz Berlin, Berlin
2018
ISBN
9783957576255, Gebunden, 200Seiten, 20,00
EUR
Klappentext
Gewalt, Popkultur, Schmutz, Feminismus und urbane Slums: Johanna Maxl beschreibt in ihrem Debütroman das Lebensgefühl einer Generation. Gewitztes Verwirrspiel und tragischer Bericht zugleich, ist ihr literarisches Album die Geschichte der Suche nach der offenbar grundlos verschwundenen Johanna, mutmaßlich die Mutter der hier im Kollektiv und einzeln sprechenden Kinder. Im Laufe der Geschichte, in der Erinnerungen an Johanna aufblitzen, Fragen nach ihrem Verschwinden gestellt und teilweise absurde Bruchstücke des mal kindlichen, mal jugendlichen Alltags preisgegeben werden, verlieren die Lesenden mit den Kindern den Boden unter den Füßen, und stürzen ins Offene. Maxls literarische Vermessung fluider Identitäten im 21. Jahrhundert ist die wie mit einer Handkamera gefilmte Dokumentation der Gegenwart: zu nah, zu fern, unscharf und überscharf zugleich.
Rezensionsnotiz zu
Deutschlandfunk, 01.03.2019
Raphael Smarzoch ist geteilter Meinung angesichts dieses Debütromans von Johanna Maxl. Einerseits scheint ihm die Autorin mit ihrer assoziativen, kaleidoskopischen, fragmentarischen, zwischen Zitaten, Stimmungsbildern und Geschlechtern hin- und herspringenen Erzählweise den digitalen Erzählfluss unserer Tage gut abzubilden. Andererseits ermüdet die Lektüre aufgrund der Beliebigkeit des Erzählten, meint der Rezensent. Die im Text thematisierte Suche einer Gruppe von Geschwistern nach ihrer urplötzlich verschwundenen Mutter erscheint Smarzoch auf die Art privatmythologisch verwirrend. Nur nicht chronologisch lesen, warnt der Rezensent.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 16.11.2018
Für Juliane Liebert ist das Debüt von Johanna Maxl nicht mehr als eine Fingerübung. Immerhin attestiert sie der Absolventin des Leipziger Literaturinstituts Talent. Doch diese Prosaminiaturen um ein paar LSD-Kinder im Märchenwald, wie es Liebert nennt, ohne Handlung, dafür mit Popzitaten, etwas schwarzem Humor und einer allzu wohlgetakteten, letztlich langweiligen Sprache, gemahnt sie an ein grundsätzliches Problem: Der Wille zur Kreativität ist noch lange kein Garant für die nötige Erfahrung, den unbedingten Drang und die Lust zum Text.
Rezensionsnotiz zu
Die Welt, 03.11.2018
Künstlich und künstlerisch ist dieses Debüt, ruft eine begeisterte Rezensentin Hannah Lühmann, für die sich dieser Roman schon damit von anderen Debüts unterscheidet, die sonst eher brav Handlung nacherzählen. Bei Johanna Maxl dagegen beschwört ein Chor verlassener Kinder die Mutter herauf. Man erfährt nur bruckstückhaft etwas über sie oder die Gründe für ihre Abwesenheit, lesen wir. Aber das scheint auch nicht so wichtig, wie der "Bewusstseinsstrom" der Erinnerungen. Das Internet taucht auf ebenso wie die "Katastrophen" des 21. Jahrhunderts. So richtig versteht man das nicht, aber dass Lühmann völlig begeistert und inspiriert ist, wird völllig klar.