Jörg Später

Siegfried Kracauer

Eine Biografie
Cover: Siegfried Kracauer
Suhrkamp Verlag, Berlin 2016
ISBN 9783518425725
Gebunden, 743 Seiten, 39,95 EUR

Klappentext

Siegfried Kracauer, geboren 1889 in Frankfurt am Main, gestorben 1966 in New York, war in seinem Leben vieles: Architekt und Schriftsteller, Redakteur der Frankfurter Zeitung und gefragte Person des Weimarer Kulturbetriebes, Teil des philosophischen Quartetts mit Adorno, Benjamin und Bloch, Jude und politischer Linker. Von 1933 bis 1941 war er auf der Flucht, zuerst nach Paris, um dann über Marseille und Lissabon nach New York zu gelangen. Dort mischte er in der psychologischen Kriegsführung mit, betätigte sich aber auch als Filmschriftsteller, als Sozialwissenschaftler und zuletzt als das, was er immer war: ein philosophischer Autor. Jörg Später hat sich auf die Spuren dieses facettenreichen Lebens begeben und die erste große Biografie über diesen außergewöhnlichen Mann geschrieben. Er beleuchtet die Orte und Milieus, lässt uns an den Freundschaften teilhaben und bringt die Werke zum Sprechen. Nicht im Stile einer der Objektivität verpflichteten Chronik zeichnet er das Leben Siegfried Kracauers nach, sondern als große Erzählung einer Existenzbewältigung, die Licht auf ein Jahrhundert der transzendentalen wie profanen Obdachlosigkeit wirft.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 26.11.2016

Raumgreifend referiert Christian Thomas das Leben, Denken und Schreiben Siegfried Kracauers, und es ist meist nicht ganz klar, welche Informationen er Jörg Späters Biografie entnimmt, die er eher punktuell erwähnt. Nicht unproblematisch findet Thomas, dass der Autor auf Kracausers autobiografisch geprägte Romane zurückgreift, um biografische Lücken zu schließen. Dennoch lässt der Rezensent keinen Zweifel daran, dass die "geistesgeschichtliche Durchdringung eines aufgewühlten Kosmos der Intelligenz", die Später mit diesem Buch vorlegt, immens ist.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 26.11.2016

Siegfried Kracauer setzte mit seiner anspruchsvollen Biografie über Jacques Offenbach selbst hohe Maßstäbe für die Lebensbeschreibung - und Jörg Später hält das Niveau, verspricht Rezensent Ralf Konersmann. Denn genau wie Kracauer gelingt es dem Historiker Später, leichte Lesbarkeit mit tiefsinnigen Einsichten zu verknüpfen, lobt der Kritiker, der bewundert, wie geschickt und anschaulich der Autor anhand von Begegnungen Kracauers Lebenslinien nachzeichnet. Und so trifft Konersmann in diesem "panoramatischen" Werk auf Weggefährten wie Rudolf Arnheim, Leo Löwenthal, Max Horkheimer, Erwin Panofsky, Hans Robert Jauß, Hans Blumenberg und natürlich Theodor Adorno, mit dem Kracauer ein zunächst - von Später sehr zurückhaltend beschriebenes - homoerotisches, schließlich rivalisierendes Verhältnis verband, fasst Konersmann zusammen. Eine großartige intellektuelle Biografie des 20. Jahrhunderts, schwärmt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 26.11.2016

Endlich liegt eine erste große Biografie über Siegfried Kracauer vor, freut sich Detlev Claussen. Der Journalist, Filmtheoretiker und Philosoph wäre mit Jörg Späters Werk sicher zufrieden gewesen, glaubt der Kritiker: Passt sich doch der Biograf dem "reaktiven Gestus" Kracauers an, der das Vielleicht dem entschiedenen Urteil stets vorzog. Für den Rezensenten bedeutet dies nichts Schlechtes: Mit großem Interesse liest er etwa, wie Kracauer vom ungeliebten Architekten-Beruf ins FAZ-Feuilleton wechselte, wie eigenartig sich die von Verliebtheit, Eifersucht, Kränkung und Konkurrenz geprägte Freundschaft zwischen Kracauer und Adorno gestaltete oder wie schwer es für den "verletzlichen Intellektuellen" war, in den USA, wohin er 1941 emigrierte, Fuß zu fassen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.11.2016

Wolfgang Matz sieht endlich den ganzen Kracauer zu seinem Recht gekommen mit Jörg Späters Biografie. Beeindruckend findet er, wie Später frei erzählend und genau, aber ohne theoretisches Korsett, im Urteil unabhängig und im Historischen kenntnisreich, mit dem richtigen Maß an Sympathie vorgeht. Matz fällt außerdem auf, dass der Autor den Idiosynkrasien Kracauers nicht auf den Leim geht und entlang von dessen Lebensstationen und Denkbewegungen auch eine historische Gesellschaftsbiografie schreibt. Wie Später Lebens-, Ideen- und politische Geschichte verknüpft, hat Matz absolut überzeugt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 24.11.2016

Sowohl den Biografen als auch den Biografierten würdigt Rezensent Alexander Cammann mit einem sehr umfangreichen Resümee und vielen lobenden Worten über die Art und Weise, wie Jörg Später diesen bedeutenden Denker in all seinen Rollen porträtiert und ihm seinen gebührenden Platz einräumt. In Späters Biografie tritt uns Kracauer als Essayist, als Feuilletonist, Filmtheoretiker, Soziologe, als Propagandaforscher, Romancier und Geschichtsphilosoph, kurz und mit den Worten Cammanns gesagt: als "pan-optischer Deuter der Moderne" entgegen. Gestützt auf die veröffentlichten Korrespondenzen, auf Kracauers Nachlass und seine wichtigen Werke, so der begeisterte Rezensent, liefert der Historiker eine fundierte, anschauliche und elegante Arbeit, die das urbane Denken, das immer noch aktuelle und bedeutsame Werk Kracauers verstehen hilft.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.10.2016

Rezensent Thomas Meyer weiß, wie wenig Substanzielles es bisher zu Siegfried Krakaucer zu lesen gab und wie schwer dieser alle Schablonen sprengende Intellektuelle zu fassen ist, der in Architektur promovierte, als Schüler Georg Simmels in Soziologie brillierte und doch vor allem für seine Filmschriften bekannt ist, wenn auch nicht unbedingt gelesen. Allein deshalb erscheint dem Rezensenten die Biografie Jörg Späters als "Glücksfall", aber nicht nur: Der Freiburger Historiker kann schreiben, bemerkt Meyer, verbindet eloquent Familiengeschichte und Zeitgeschehen. Die Werkdeutungen, denen Später folgt, leuchten dem Rezensent ebenso ein wie seine Entscheidung, all die Kontroversen, in die Kracauer verstrickt war, aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten. Einen sachten Einwand erhebt der Rezensent allenfalls gegen Späters geradezu "übermenschlichen" Willen, allen Beteiligten Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
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