Gottfried von EinemKomponist der Stunde null
Kremayr und Scheriau Verlag, Wien
2017
ISBN
9783218010870, Gebunden, 256Seiten, 24,00
EUR
Klappentext
Die Sehnsucht war groß, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Uhren neu zu stellen: Stunde null. In der Musik verkörperte keiner den Neubeginn Österreichs so sehr wie der junge Gottfried von Einem. Seine Oper "Dantons Tod", 1947 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt, machte den damals 29-Jährigen über Nacht weltberühmt. Das Werk traf den Nerv der Zeit, Einem war der Mann der Stunde.
Zum 100. Geburtstag Gottfried von Einems stellt Joachim Reiber die Frage, warum gerade dieser Komponist die kollektive Hoffnung auf einen Neuanfang bündeln konnte. Er verfolgt Einems Weg von den Lehrjahren in Nazideutschland bis zu den großen Erfolgen in der Nachkriegszeit. Das Vergangene war nicht erledigt. Reiber spürt dem Verdrängten in Einems weiterem Werk nach - auch in den Opern "Der Prozess" und "Der Besuch der alten Dame" - und beleuchtet mithilfe bisher unbekannter Dokumente die Tiefenschichten von Einems Persönlichkeit.
Rezensionsnotiz zu
Die Zeit, 08.02.2018
Rezensent Georg-Albrecht Eckle lobt Joachim Reibers Monografie über den österreichischen Komponisten Gottfried von Einem. Auch wenn der Autor weder eine Dokumentation noch eine Lebensgeschichte noch eine musikwissenschaftliche Einordnung vorlegt, sondern laut Rezensent eine Zeichnung der Person von Einem in ihren Widersprüchen vor und nach 1945, lernt Eckle viel aus der Lektüre. Die Wirkung von Einems Schicksal und der Zeitgeschichte auf die Musik erfährt Eckle anhand des Komponisten als "Denkfigur". Die Beschränkung auf das Musiktheater von Einems wird laut Eckle wettgemacht durch das innere Drama, das sich ergibt aus der Zuordnung lebensgeschichtlicher Momente zu den sieben Opernwerken. Eine ästhetische Werkkritik in psychologisch hellsichtiger Sprache, der nur ein "Datengerüst" zu Werk und Leben fehlt, meint Eckle.