Jamie O'Neill

Im Meer, zwei Jungen

Roman
Cover: Im Meer, zwei Jungen
Luchterhand Literaturverlag, München 2003
ISBN 9783630871394
Gebunden, 703 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser. In einem Vorort von Dublin hält Mr. Mack, Inhaber eines Krämerladens, ein wachsames Auge auf seine Umgebung. Schließlich sind die Slums nicht weit, und eine Familie im Aufwind, wie die Macks es sind, kann nicht vorsichtig genug sein. Kämpft nicht sein älterer Sohn auf dem Kontinent gegen die Deutschen, wie einst er gegen die Buren zog? Und dann Jim, sein Jüngerer, ein richtiger Gelehrter könnte aus ihm werden ...

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.11.2003

Jamie O'Neills während der irischen Osteraufstände 1916 spielender Roman über die schwule Liebe von Doyler und Jim hat Rezensent H. G. Pflaum außerordentlich gut gefallen. In der Sehnsucht der jugendlichen Helden, die im Freiheitskampf Irlands ihr Leben aufs Spiel setzten, nach Anerkennung ihrer Liebe sieht Pflaum die Triebfeder des Romans; ihren Ausdruck finde sie in der "unerschrockenen, auch in der virtuosen deutschen Übersetzung gegenwärtigen Sprachgewalt des Autors". Wie O'Neill die verschiedensten Sprachebenen beherrscht, findet Pflaum meisterhaft. Beeindruckt haben ihn zudem die "emotionale Leidenschaft" und das "intellektuelles ikonoklastisches Engagement" des Autors, aus denen der Roman seine Kraft bezieht.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.11.2003

Thomas David ist übernächtigt: Jamie O'Neills poetischer "Wagemut", die "draufgängerische Art", mit der er auf sich die irische Moderne bezieht und "Ulysses" zum "Leuchtturm" der eigenen Prosa erwählt, haben ihm so viel Respekt abverlangt und auch Vergnügen bereitet, dass er des Autors erzählerischen "Langmut" mit der Ausdauer des Lesers vergalt, um im Anschluss an die Lektüre dennoch aufzustöhnen: Ein wenig kürzer wäre besser gewesen. Dann hätte er sich nicht die Nacht um die Ohren geschlagen, vor allem aber wäre O'Neills unzweifelhaft eigene Stimme besser hörbar gewesen, die doch eigentlich so wunderbar anspielungsreich-distanziert die Freundschaft und Liebesgeschichte zweier ungleicher Jungen - Jim und Doyler - vor dem Hintergrund der politischen Unruhen in Dublin 1916 erzähle, um dann aber wieder in "erdrückender Bildhaftigkeit" beinahe unterzugehen. Also: viel Lob für einen begabten Erzähler, der sich zum eigenen Besten in der Kunst der Zurückhaltung üben sollte - den Anschluss an Joyce und O'Brien habe er längst unter Beweis gestellt.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.09.2003

Uwe Pralle jubelt: das neueste Werk von Jamie O'Neill sei kein Roman, wie er alle Jahre, "sondern allenfalls einmal alle zehn Jahre entsteht". Die im Schatten des aufziehenden Ersten Weltkriegs in Irland spielende Dreiecksgeschichte zwischen zwei Sechzehnjährigen und einem alternden Päderasten hat ihm ausgesprochen gut gefallen. O'Neill beschreibe die homosexuelle Liebe zwar einerseits "drastisch", sein Protagonist MacEmm könne es aber an "scharfzüngiger Kultiviertheit und Lüsternheit fast mit seinem Idol Oscar Wilde aufnehmen". Auch der historische Hintergrund, der Dubliner Osteraufstand von 1916, werde mit ausreichender Distanz geschildert, lobt der Rezensent. "Wunderbar" ist seiner Meinung nach zudem der "Sprach- und Melodienreichtum" dieses "eigenen literarischen Kosmos", unterstützt durch die "makellose" Übersetzung.