James Salter

Alles, was ist

Roman
Cover: Alles, was ist
Berlin Verlag, Berlin 2013
ISBN 9783827011626
Gebunden, 368 Seiten, 22,99 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Beatrice Howeg. Als Lieutenant Philip Bowman aus dem Pazifischen Krieg zurückkehrt, der Schlacht von Okinawa knapp entronnen, liegt das Leben endlich vor ihm. Er studiert, heuert bei einer Theaterzeitschrift an, beginnt für einen Verlag Manuskripte zu lesen. Alles scheint möglich in dem noch ungebändigten New York. Er wird Lektor in einem angesehenen Verlag, diniert mit Schriftstellern, und er lernt Vivian kennen, Vivian Amussen, das schöne unnahbare Mädchen aus dem Süden. Ein Leben, wie er es sich vollkommener nicht hätte erträumen können, und doch droht ihm alles zu entgleiten. James Salter hat einen Roman über die Verlockungen und Verheißungen New Yorks geschrieben, der ewig verführerischen Stadt, über Versuchung und Täuschung.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 29.11.2013

Zwar nicht alles, was ist, aber doch eine Menge über das bürgerliche Leben in US-amerikanischen Städten in der Zeit etwa zwischen 1945 und 1985 erfährt Sylvia Staude aus diesem Buch von James Salter. Dass sie es so erfährt, als sei sie selbst dabei gewesen, liegt an Salters gemachter Lässigkeit, mit der er Schicksale und Perspektiven in rauer Zahl auffächert. Staude attestiert dem Autor einen Hang zum Understatement und einen nüchternen Blick auch auf die drastischen Momente im Leben. Das Gemachte zeigt sich für Staude in Rhythmus und Klang von Salters Sprache und in der Eleganz, mit der der Autor von Schicksal zu Schicksal, von Stimme zu Stimme wechselt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 09.10.2013

Nichts anderes als tiefe Bewunderung empfindet Rezensent Christoph Schröder für James Salters erste, von Beatrice Howeg brillant übersetzte Veröffentlichung seit 33 Jahren. Darin geht es um einen Heimkehrer aus dem Zweiten Weltkrieg, der nach diesem existenziellen Einschnitt über Umwege als Lektor im Literaturbetrieb landet, berichtet der Rezensent. In Salters Entscheidung, auf ein festes Figurenensemble rund um seine Hauptfigur zu verzichten, hat der Kritiker bereits dessen zentrales "Bauprinzip" identifiziert: So sei der Autor zwar bewandert in den Mitteln der literarischen Moderne, trete aber selbst als Schriftsteller aus dem 19. Jahrhundert auf, was Schröder nur als Kompliment versteht, zumal Salter "elegant und treffsicher zugleich über Menschen schreiben" kann", wofür ihm oft schon "wenige Striche" genügen. Und die Menschen befinden sich, beobachtet Schröder weiter, bei Salter in einem Kampf der Geschlechter: Es wimmelt von Geschiedenen und diejenigen, die nicht geschieden sind, befinden sich in Trennung oder verhalten sich promiskuitiv. Alles in allem findet der Rezensent das schlicht "brillant".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.10.2013

Tief beeindruckt zeigt sich Manuel Gogos von dem jüngsten Roman James Salters "Alles, was ist". Im New York der 50er und 60er Jahre erzählt Salter vom Leben eines Kriegsheimkehrers und dem Versuch eines Neubeginns, fasst der Rezensent zusammen. Es ist Salters erstes Buch seit 34 Jahren und Gogos merkt ihm die Reife an. Ihn beeindruckt die Distanz, die Salter sowohl zu seinem eigenen Leben als auch zu seinen Figuren gewonnen hat. Beim Lesen hat er das Gefühl, der Autor selbst schlage in seinen Figuren, allen voran dem Protagonisten Bowman, "seine Augen auf". Entscheidend für den Roman sind für den Rezensenten die Momente, in denen der Leser "seinen eigenen Herzschlag spürt". An Hemingway erinnern ihn die Unbarmherzigkeit den Figuren gegenüber und der lakonische Blick. Ein Roman voller Leben, souverän und ambitioniert, urteilt Gogos.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.09.2013

Hymnisch bespricht Rezensent Christopher Schmidt "Alles, was ist", den neuen Roman des achtundachtzigjährigen Schriftstellers James Salters, den er als den "unbekanntesten Meister" der amerikanischen Literatur würdigt. Dem Kritiker erscheint dieses Buch schlichtweg als Sensation - nicht nur, weil Salter seit mehr als dreißig Jahren kein Buch mehr veröffentlichte, sondern auch, weil es dieser von namhaften Kollegen so bewunderte Autor sein Schreibwerkzeug wie einen "Zauberstab" einzusetzen weiß: Ob in den radikalen Sexszenen, die Salters Protagonist Philip Bowman, ein ehemaliger Marineoffizier, der seine Verdienste um das Vaterland stets ausnutzt, um berufliche und erotische Ziele zu erreichen, erlebt, oder in den zart hingetupften Passagen, die dem Kritiker wie "melancholisch abgetönte Betörungsprosa" erscheint - stets treffe der "Großemphatiker" Salter, trotz auf die Spitze getriebener Erzählökonomie, den richtigen, lyrischen Ton. Und so taucht der hingerissene Kritiker in die vage umschriebene Erzählzeit zwischen 1945 und den Achtzigerjahren, erlebt den gesellschaftlichen Wandel in Amerika und beobachtet fasziniert, wie Salter seinen Helden gegen innere Leere und das Schicksal "morbider Männlichkeit" ankämpfen lässt. Ein ebenso elegantes wie "schmerzlich-schönes" Buch über die Illusionslosigkeit, lobt der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.09.2013

Unfassbar, was James Salter, der wahrscheinlich unbekannteste der bekannten amerikanischen Altmeister, nach fünfunddreißig Jahren Romanabstinenz hier für ein großartiges Buch vorlegt, findet Ursula März. "Alles, was ist" lässt sich in zwei ungleiche Teile gliedern, erklärt die Rezensentin: auf den ersten dreizehn Seiten erlebt der Protagonist Philip Bowman als Kampfpilot das "militärische Inferno" des Krieges, auf den folgenden dreihundertachtundfünfzig ist er Zivilist. Doch der Umfang trügt, verrät März. Der Krieg bedeutet für Bowman eine biografische Bruchstelle, die für ihn alles Folgende mit dem "Stigma der Vergeblichkeit" belegt, die gescheiterten Ehen und gescheiterten Lebensentwürfe werden zur bloßen Bilanz, erklärt die Rezensentin, der kurze Sturm zu Beginn wird zum unfairen Maßstab der Intensität des Lebens. Mit diesem Roman beweist Salter noch einmal seine atemberaubende Meisterschaft, meint März.
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