Jacques Attali

Blaise Pascal

Biografie eines Genies
Cover: Blaise Pascal
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2006
ISBN 9783608943351
Gebunden, 469 Seiten, 29,50 EUR

Klappentext

Mit 24 zum Teil farbigen Abbildungen auf 16 Tafeln. Aus dem Französischen von Hans Peter Schmidt. Die Biografie des größten Genies Frankreichs im 17. Jahrhundert. Ohne fremde Hilfe leitete das 13jährige Wunderkind Blaise Pascal (1623 - 1662) die Grundlagen der Geometrie und Mathematik ab, entwarf als junger Mann die der Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik. Die Binomischen Formeln gehen auf ihn zurück, eine Abhandlung über Kegelschnitte verfasste er mit 16 Jahren, skizzierte die erste Rechenmaschine mit 19 Jahren und formulierte mathematische Einsichten für die Infinitesimalrechnung, ohne die moderne Techniken undenkbar wären - eine rastlose, nervöse Existenz. Vorläufer von Newton und Leibniz, Vordenker von Nietzsche, Kafka, Camus und Sartre ist er ein innerlich zerrissener Christ, der eine Wette auf die Existenz Gottes einging und doch an seinen Zweifeln litt: Pascal ist der erste, der die Dramatik, den Glanz und das Elend menschlichen Daseins hellsichtig, virtuos und vollendet formuliert hat.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 07.12.2006

Höchst kritisch beurteilt Otto Kallscheuer diese Biografie Blaise Pascals von Jacques Attali. Das Buch scheint ihm "schludrig recherchiert", aber "flott geschrieben". Zudem sieht er darin eine "halbwegs zuverlässige" Skizze von Pascals Leben. Damit hat es sich dann mit dem positiven Seiten. Denn Kallscheuer hält das Buch für ziemlich flach. Dem genialen "Wunderkind der Moderne", das er in Pascal sieht, wird Attali keinesfalls gerecht. So hält er ihm vor, Pascals Modernität, die "Gleichzeitigkeit unvermischbarer Rationalitätsformen", zu verkennen oder zu banalisieren. Außerdem ärgert ihn die vulgärpsychologische Deutung der Beziehung Pascals zu seiner jüngeren Schwester. Auch mit Attalis Mulitplikation der Identitäten Pascals in Richtung Identitätsdiffusion a la Pessoa ist Kallscheuer keineswegs einverstanden. Stattdessen verweist er auf die diversen diskursiven Milieus, in denen sich der Philosoph bewegte. Schließlich bezweifelt er, dass man den existenzialistischen Philosoph Pascal und den religiöse Polemiker in Attalis Darstellung begreifen kann.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.11.2006

Erhellend findet Rezensent Manfred Geier diese Biografie Blaise Pascals von Jacques Attali. Ein wenig geht ihn zwar auf die Nerven, wie Attali darauf herumreitet, dass der geniale Mathematiker, Philosoph und Theologe aus Frankreich kam, hat doch dieses "französische Genie" nach Geiers Wissen sein Land keineswegs geliebt. Ansonsten aber bescheinigt er dem Autor eine gelungene Erkundung von Pascals Leben. Das Verdienst dieser Biografie sieht Geier vor allem in der Entschlüsselung der "multiple Persönlichkeit" Pascals, der zahlreiche Schriften unter anagrammatisch variierten Pseudonymen veröffentlichte. So attestiert er Attali, den "humorlosen Theologen" ebenso zu würdigen wie den "aggressiven Polemiker", den "liebevollen Pädagogen", den "abstrakten Mathematiker" oder den "radikalen Zweifler".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.10.2006

Ausnehmend positiv beurteilt Rezensent Kurt Flasch diese Biografie Blaise Pascals (1623 - 1662)von Jacques Attali. Die Stärke dieser Arbeit besteht für ihn darin, dass sie die ganze Vielseitigkeit dieses Genies aufzeigt. Neben den großen Leistungen auf dem Feld der Mathematik und der Physik nennt Flasch auch Pascals Arbeiten im Bereich der Philosophie und der Theologie. Überdies würdigt er ihn als einen der "größten Schriftsteller französischer Sprache". An Attalis Biografie schätzt er besonders die Einbettung von Pascals Leben in den historischen Kontext, die Wirren der Politik, die Pariser Szene und die religionspolitischen Debatten der Zeit. Außerdem lobt er die Ausführungen über die Familie Pascals sowie die über dessen Werk zur Apologie des christlichen Glaubens. Kritik übt Flasch nur an der Zitierpraxis des Autors, die ihm schlicht "abenteuerlich" erscheint.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.10.2006

Bei Blaise Pascal gerät Rezensentin Ursula Pia Jauch ins Schwärmen und Erzählen, beim Stil von Jaques Attalis Biografie dagegen befällt sie Ernüchterung. Macht aber nichts, überlegt sie kurzerhand, denn so könne man sich besser auf die Fakten konzentrieren, und die habe der Autor gründlich studiert. "Detailreich" schildere er die Entwicklung vom Wunderkind zum Universalgenie mit allen Erfindungen und Theorien. Bis er schließlich im Herzen des Phänomens Pascal ankommt und mit "großem" Einfühlungsvermögen dessen inzestuöse Beziehung zur Schwester Jaqueline erzählt. Wer weiß, sinniert die Rezensentin schließlich, ob Blaise Pascal seine "Pensees" auch ohne diese tragische Liebe hätte schreiben können.