StreitschriftenPolitik - Kulturpolitik - Theaterpolitik. 1957-2001
Siedler Verlag, Berlin
2001
ISBN
9783886807314, Gebunden, 224Seiten, 20,40
EUR
Klappentext
In diesen Band hat Ivan Nagel jene Reden, Aufrufe und Gutachten aufgenommen, die ihn weit über seinen Beruf als Theaterintendant bekannt machten. Die Anlässe waren unterschiedlich: der Aufstand in Ungarn 1956; die deutsche Kultur- und Theaterrevolte um 1969; das Erlahmen vieler der besten Impulse in den anderthalb Jahrzehnten von 1974 bis 1989; die übergroßen Chancen und Versäumnisse ab 1989; ein neues Erschrecken zehn Jahre später. Der Impuls blieb über die Jahre der gleiche: die Wendung gegen das Routinierte, Geduckte, Unfreie, Eingesperrte - auf der Bühne und im Leben der Bundesrepublik.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.02.2002
Walter Hinck ist insgesamt sehr angetan von diesem Band mit gesammelten Reden, Beiträgen zur Kulturpolitik und "Manifesten", die zwischen 1957 und 2001 entstanden sind. Zunächst lobt er die Einleitung der einzelnen Texte, die neben einer lebensgeschichtlichen Notiz den Anlass verzeichnen und so die "Einordnung" erleichtern. Auch die "denkwürdige" Rede zur Eröffnung der Wehrmachtsausstellung von 1999 preist er begeistert: Noch nie sei auf derart "hoher literarischer Stufe" über Schuld und Erinnerung gesprochen worden. Nicht so gut gefallen haben dem Rezensenten die "Streitschriften", in denen Ivan Nagel die finanzielle Lage der Theater und den "leidigen Kampf um die Budgets" beklagt. Diese Themen erzeugen beim Leser mit wachsendem zeitlichen Abstand "Ermüdung", beschwert sich der Rezensent, der findet, dass sie sich für das "literarische Überleben" schlicht nicht eignen.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 31.10.2001
Mit großem Interesse hat Christopher Schmidt die "Streitschriften" gelesen und setzt sich mit ihnen in einer ausführlichen Rezension auseinander. In dem Buch, dass Texte aus über 40 Jahren versammelt, zeige sich der Autor einmal mehr als "Skeptiker", der, wiewohl in "rhetorisch kugelsicherer Weste", auf die "Barrikaden" geht, so der Rezensent fasziniert. Schmidt sieht hier einen "scharfen Kontrast" zwischen "skrupulös" formulierten Argumenten und der Rage, die sich in den Ansichten des Theaterkritikers, den er liebevoll "Hans Pulverdampf" nennt, Bahn bricht. Problematisch erscheint ihm, dass der Autor die Grundsätze seiner eigenen Positionen fast nie hinterfragt und seine gelegentlichen "Seitenhiebe" auf das Feuilleton scheinen dem Rezensenten ein bisschen "snobistisch". Doch ist er beeindruckt von diesem "außenseiterischsten Insider der Kultur" und lobt das Buch dafür, sowohl tagesaktuelle "Chronik" als auch "intellektuelle Autobiografie" in sich zu vereinen.