Ines Bayard

Scham

Roman
Cover: Scham
Zsolnay Verlag, Wien 2020
ISBN 9783552059764
Gebunden, 224 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Theresa Bankert. Maries Leben ist perfekt. Sie ist jung und erfolgreich, ihr Mann ist Anwalt, jetzt wollen die beiden ein Kind. Da passiert das Unfassbare. Marie wird von ihrem Chef auf dem Heimweg brutal vergewaltigt. Und er setzt sie so unter Druck, dass sie niemandem, nicht einmal ihrem Mann, davon erzählt. Die junge französische Autorin Inès Bayard lässt in ihrem eindrucksvollen Debütroman keinen Zweifel: an dem, was geschehen ist, und daran, dass Marie keine Schuld trifft. Und doch müssen wir zusehen, wie Marie der Moment, in dem sie noch Hilfe suchen könnte, entgleitet, wie sie vom Opfer zur Täterin wird.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 16.06.2020

Rezensent Christoph Vormweg bemüht sich, den Schock, den dieser Roman bei ihm hinterlassen hat, in Worte zu fassen: Eine Frau wird von ihrem Chef vergewaltigt und entscheidet sich, im Sinne ihrer Karriere, das Verbrechen nicht anzuzeigen, bis sie, innerlich zerrüttet, sogar ihr eigenes Kind umbringen will. Die 28-jährige Französin Inès Bayard erzähle diese Geschichte mit "tabuloser Genauigkeit", beteuert Vormweg, schonungslos führe ihm die Autorin die seelischen Konflikte einer Frau vor Augen, deren Ehe und deren eigenes Seelenleben am Hass auf alles Männliche zugrunde zu gehen droht. Ein feines psychologisches Gespür attestiert er Bayard und bedauert nur die programmatischen Passagen, die der Roman nicht nötig gehabt hätte.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 10.06.2020

Rezensentin Ursula März ist klar, dass Inès Bayards Debütroman von 2018 jede Talkshow anheizen würde. Als literarisches Ereignis überzeugt der Text um die Vergewaltigung und Erpressung einer jungen Frau durch ihren Boss März aber nicht. Die auffallende Drastik der Gewaltdarstellung im Buch macht die Erzählerin noch einmal zum Opfer, findet März. Dass sämtliche Debatten der Gegewart von MeToo bis Schönheitsterror auf 220 Seiten abgehandelt werden müssen, findet sie außerdem zu viel. Realistische Erzählung oder abstrakte Parabel über sexuelle Gewalt - die Autorin hätte sich besser für eins entscheiden sollen, meint die Rezensentin.