Ian McEwan

Honig

Roman
Cover: Honig
Diogenes Verlag, Zürich 2013
ISBN 9783257068740
Gebunden, 448 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Werner Schmitz. Serena Frome ist schön, klug und schließt gerade ihr Mathematik-Studium in Cambridge ab - eine ideale Rekrutin für den MI5, den britischen Inlandsgeheimdienst. Man schreibt das Jahr 1972. Der Kalte Krieg ist noch lange nicht vorbei, und auch die Sphäre der Kultur ist ein umkämpftes Schlachtfeld: Der MI5 will Schriftsteller und Intellektuelle fördern, deren politische Haltung der Staatsmacht genehm ist. Die Operation trägt den Codenamen 'Honig'. Serena, eine leidenschaftliche Leserin, ist die perfekte Besetzung, um den literarischen Zirkel eines aufstrebenden jungen Autors zu infiltrieren. Zunächst liebt sie seine Erzählungen. Dann beginnt sie, den Mann zu lieben. Wie lange kann sie die Fiktion ihrer falschen Identität aufrechterhalten? Und nicht nur Serena lügt wie gedruckt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 23.11.2013

Stephan Wackwitz zeigt sich entzückt von Ian McEwans neuem Roman. Das im Geheimdienstmilieu des britischen MI5 der siebziger Jahre angesiedelte Werk um eine junge Frau, die für ein geheimes Projekt antikommunistischer Kulturpolitik eingesetzt wird, das aufstrebende, Moskau-kritische Schriftsteller fördern soll, scheint ihm ein hervorragendes Beispiel für einen "literarisch anspruchsvollen Unterhaltungsroman". Ein Genre, das er gern gegen jede Kritik verteidigt, zumal dann, wenn es derart glänzend daherkommt wie McEwans "Honig". Die spannende, tragische, an Verwicklungen reiche Handlung, die faszinierenden Charaktere, die Atmosphäre und die ausgeklügelte Konstruktion des Buchs haben Wackwitz ebenso überzeugt wie seine sprachliche Brillanz. Das Fazit des Rezensenten: ein wahres, "literarisches Feuerwerk".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.10.2013

Nach der Lektüre von Ian McEwans neuem Roman "Honig" mag sich Rezensentin Julika Griem nicht zu einem eindeutigen Urteil durchringen. Zunächst liest sie durchaus gespannt die Spionage-Geschichte um die junge Cambridge-Absolventin Serena Frome, die in den siebziger Jahren von einem schwerkranken Kriegsveteranen für den Geheimdienst in London angeworben wird. Die Kritikerin folgt McEwans literaturbegabter Protagonistin, die einen jungen Schriftsteller für den Geheimdienst anwerben soll schließlich eine Liebesaffäre mit ihm beginnt. Auch die in den Roman verwobene Ich-Erzählung der Heldin, die von Politik und Poetologie, dem Kalten Krieg und dem englischen Literaturbetrieb der siebziger Jahre und nicht zuletzt der Frauenverachtung im Geheimdienst erzählt, liest Griem interessiert - auch wenn sie den Ton der Erzählerin nicht leicht fassbar findet. Zu einer ähnlichen Einschätzung gelangt die Rezensentin auch bei ihrem Urteil des gesamten Romans: Zwar lobt sie McEwans "raffiniert" konstruiertes Erzählnetz, muss aber auch feststellen, dass sowohl der politische Roman, als auch der Agententhriller schnell hinter der literaturgesättigten Liebesgeschichte zurücktreten.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.10.2013

Wohlwollend bespricht Thomas Hermann Ian McEwans neuen Roman "Honig", der die Geschichte um eine MI5-Agentin im London der 70er Jahre erzählt. Das MI5 möchte im Zuge des kulturellen Wettrüstens mit Russland aufstrebende Journalisten und Autoren finanziell unterstützen und setzt Serena getarnt als Vertreterin einer Kulturstiftung auf den jungen Autor Tom Haley an - Operation "Honig" beginnt. Dass sich Serena und Tom ineinander verlieben, findet Hermann mehr als vorhersehbar, lobt aber die Ambivalenz der Charaktere, als beide beginnen, verdeckte Rollen anzunehmen und sich gegenseitig auszuspionieren. Hermann erkennt große autobiografische Bezüge zum Leben des Autors sowie Passagen aus seinem Frühwerk, die sich in den Geschichten Tom Haleys wiederfinden. Ohne den Schluss vorwegzunehmen, verspricht Hermann dem Leser ein für McEwan unerwartet positives Finale, ja gar "Glückstränen". Für Hermann ist "Honig" ein kluger Roman "übers Lesen und die Verführungskunst der Literatur".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.09.2013

Johan Schloemann ist froh, dass Ian McEwan den Weg vom Bestsellerautor zurück zum virtuosen Plotschmied im Kammerspielformat gefunden hat. Den neuen Roman des Autors hält er für gleichermaßen unterhaltsam, lustig, clever und fesselnd. Wie McEwan seine Agentengeschichte aus der grauen Vor-Thatcher-Ära mit Kälte und Realismus und ohne allzu sehr zu psychologisieren entwirft, hat den Rezensenten beeindruckt. Als reinen Agententhriller möchte Schloemann das Buch allerdings nicht gelten lassen. Zu subtil geht der Autor vor, wenn er metafiktional von den propagandistischen Umtrieben der Geheimdienste auf dem "weichen" Terrain der Literatur erzählt. Für Schloemann zeigt sich McEwan hier auf der Höhe seines Könnens.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 28.09.2013

Sylvia Staude schätzt Ian McEwan als einen der bedeutendsten Schriftsteller im britischen Literaturbetrieb. Umso erfreuter ist sie über dessen neuen Roman "Honig" über eine so schöne wie intelligente Mathematik-Studentin, die vom MI5 angeworben wird, um ein geheimes Stipendiatenprogramm für kommunismuskritische Autoren zu organisieren. Was als Agentengeschichte beginnt, entpuppt sich für sie bald als ausgeklügelter Roman über das Schreiben, bei dem auch der Literaturbetrieb satirisch sein Fett wegkriegt. Sie attestiert McEwan große Empathie für seine weibliche Hauptfigur, aus deren Perspektive der Roman erzählt wird. Zudem hebt sie die "diebischer Lust" hervor, mit der der Autor seine Leser immer wieder auf "falsche Fährten" führt.