Horacio Castellanos Moya

Der Traum von Rückkehr

Roman
Cover: Der Traum von Rückkehr
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2015
ISBN 9783100022851
Gebunden, 176 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Stefanie Gerhold. Castellanos Moya ist der bedeutendste und engagierteste Schriftsteller El Salvadors. Zweimal aus dem Heimatland vertrieben, ist "Der Traum von Rückkehr" ein persönlicher. Mit trockenem Humor und einer gehörigen Portion Selbstironie enthüllt sein Protagonist Erasmo Aragón eine ebenso spannende wie verworrene Geschichte. Der Bürgerkrieg hat wüste Spuren in ihm hinterlassen, die der betagte Arzt Don Chente mit einer Hypnosebehandlung offenlegen will. Doch Aragón beginnt, dem Arzt und bald auch der eigenen Erinnerung zu misstrauen. Das politische wird zum existentiellen Exil.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.12.2015

Albrecht Buschmann nimmt sich eine ganze Seite Platz, um Horacio Castellanos Moya zu preisen, den er für die bedeutendste literarische Stimme Mittelamerikas hält. Moyas Werk sei geprägt von den Erfahrungen des Befreiungskampfes in El Salvador, von der Ernüchterung, von Todesdrohungen, Exil und gescheiterter Rückkehr, erklärt Buschmann, in dieser Literatur werde Überleben zu einer existenziellen Kategorie: Der Tod ist in Mittelamerika nicht Spannungselement, sondern reale Bedrohung; Ironie wird man vergeblich suchen. Der Traumatisierung seines Landes spürt Moya auch im "Traum von Rückkehr" nach, seinem mittlerweile fünften Roman um die Familie Aragón. Im Mittelpunkt steht diesmal Erasmo Aragón, der im Exil in Mexiko unter Hypnose einem Arzt seine Traumata von der Seele redet, nur um anschließend halb paranoid zu werden vor Angst, dieser Arzt könnte das an die falschen Leute weitertragen. In Erasmo Aragóns ununterbrochenem Redefluss erkennt der Rezensent die Hoffnung, erzählend zu überleben, was die Übersetzerin Stefanie gerhold hervorragend ins Deutsche transportiert habe. Der "schonungslose Blick auf scheiternde Gesellschaften" und die raue Kraft des Erzählens erinnern, findet Buschmann, zurecht an Roberto Bolaño.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.12.2015

Horacio Castellanos Moyas kleine Geschichte über El Salvador hat Rezensentin Katharina Teutsch ausgesprochen gut gefallen. Nicht nur, weil viel zu wenig über die politische Vergangenheit des Landes bekannt ist, sondern auch, weil der Autor ebenso spannend wie amüsant schreibt, versichert die Kritikerin. Entsprechend begeistert liest sie die Geschichte um den psychisch labilen Journalisten und Möchtegernoppositionellen Erasmo, der sich in Begleitung eines Guerrilleros  in Mexiko auf die Suche nach seinem verschwundenen Arzt und den Liebhaber seiner Frau begibt. Ganz nebenbei lernt Teutsch dabei auch noch das ganze Personal des oppositionellen Kampfes in El Salvador kennen.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 21.11.2015

Oje, Marko Martin raucht vor Wut und Enttäuschung. Horacio Castellanos Moyas Roman hat für ihn so gar nichts mit der im Klappentext bemühten Kunst Roberto Bolanos zu tun. Ebensowenig vermag ihm der Autor das Innenleben und die familiären Verheerungen der Ex-Guerilleros aus San Salvador anno 1990 darzustellen, obgleich er dazu die nötigen Insiderkenntnisse hätte, wie Martin weiß. Stattdessen nervt ihn der Autor mit den Eheproblemen seines alkoholabhängigen Antihelden, umschifft alle existenziellen Fragen und bietet statt literarischer Klasse bloß Prätention, wie Martin findet.