Die Ermordung Margaret ThatchersErzählungen
DuMont Verlag, Köln
2014
ISBN
9783832197681, Gebunden, 158Seiten, 18,00
EUR
Klappentext
Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence. Ein Unfall mit tödlichem Ausgang. Ein geheimnisvolles Satzzeichen. Ein aufdringlicher Besucher. Ein plötzlicher Herzstillstand. Es sind die unterschiedlichsten Dinge und Ereignisse, die Hilary Mantels Figuren aus der Lebensbahn werfen mal für kurze Zeit, mal für immer. Gemein ist ihnen, dass sie tief ins Fleisch des Daseins schneiden. Mit einem untrüglichen Gespür für die Balance zwischen subtiler Andeutung und zielsicher gesetzten Schockeffekten entlarvt "die größte englische Schriftstellerin" (so die Jury des Booker-Preises) die Abgründe, über denen das Leben wie ein dünner Teppich liegt.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 28.10.2014
Alexander Menden freut sich sehr über Hilary Mantels Erzählband "Die Ermordung Margaret Thatchers", den er als "boshaften kleinen Fuchs im publizistischen Hühnerstall" bezeichnet. Er vermutet, dass Mantel sich mit der ebenso verstörenden wie gelungenen Titelgeschichte nicht nur einen heimlichen Traum erfüllt hat, sondern sich auch neben ihrer Thomas-Cromwell-Trilogie einen "literarischen Gaumenreiniger" gegönnt hat. Gebannt folgt Menden hier neben diesem imaginären, fast erotisch anziehenden Szenario auch den anderen Geschichten, die sich allesamt durch ein deutlich spürbares Missfallen an der Existenz der Protagonisten auszeichnen. So begleitet er etwa eine Autorin, der in ihren Albträumen immer wieder das dämonische Publikum begegnet oder erlebt, wie sich eine junge Frau zu Tode hungert. Selten hat der Kritiker Mantel derart brillant erlebt: "Metaphysischer Horror", ein nüchterner, scharfer Blick auf die Welt und eine lakonische, stilsichere Sprache machen diesen Erzählband zu einem Ereignis, lobt Menden.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Rundschau, 07.10.2014
Rezensentin Christine Schneider scheint die neuen Erzählungen Hilary Mantels gern gelesen zu haben. Der Band enthält "psychologisch ausgefeilte" Stücke etwa über eine britische Ehefrau in Dschidda, die es ihrem Mann überlässt einem Fremden mitzuteilen, dass sie seine Aufmerksamkeiten nicht mehr wünscht. Und kleine Schauerstücke, Fingerübungen, die man in dieser Qualität aber auch erst mal hinbekommen muss, meint Schneider.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.10.2014
Über die Relativität von Geschichte lernt Rezensentin Sandra Kegel in den Erzählungen von Hilary Mantel eine ganze Menge. Und auch darüber, wie sich das Fremde in das Leben einschleichen kann, dass man es kaum bemerkt. Stilistisch funktioniert das für die Rezensentin durch Subtexte, verschiedene Bedeutungsebenen, außergewöhnliche Vergleiche und Leerstellen, eine feine Psychologie und Humor. So kann die Autorin etwa die Einrichtung einer Arztpraxis als billige Entschädigung für den Tod entlarven, erklärt Kegel. Manchmal rutscht Mantel in "holzschnittartige Plattitüden" über ihre Figuren ab, räumt Kegel ein. Doch, immer wenn sie möglichst mitleidlos beschreibt, kann die Rezensentin sicher sein, dass es treffend ist.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 04.10.2014
Hilary Mantel kann nicht nur historische Romane schreiben, stellt Rezensentin Marion Löhndorf nach der Lektüre ihres Erzählbandes "Die Ermordung Margaret Thatchers" zufrieden fest. Auch hier gelinge es der Autorin beispielhaft, dem Fremden im Vertrauten nachzuspüren, lobt die Kritikerin, die in einer der Kurzgeschichten etwa einer jungen tablettensüchtigen Frau folgt, die allein in ihrer düsteren Wohnung in einer saudiarabischen Stadt liegt, als ein mysteriöser Fremder bei ihr auftaucht. Wie in den hier vorliegenden Erzählungen das Unheimliche in die Wirklichkeit einbricht, gilt der Rezensentin als Beweis für Mantels Meisterschaft der "delikaten Balanceakte". Komik und Tragik gehen in diesen außergewöhnlichen Erzählungen Hand in Hand, schwärmt die Kritikerin, die hier bisweilen sogar einen der seltenen Einblicke in Mantels Biografie erhält.