Die SchutzflehendenRoman einer Vorkriegsjugend
Schwartzkopff Buchwerke, Berlin
2005
ISBN
9783937738383, Gebunden, 261Seiten, 19,90
EUR
Klappentext
Aus dem Französischen von Stefan Zweig. Als "innerlich unerlöst" bezeichnet der Übersetzer Stefan Zweig Henry Barbusses Frühwerk "Die Schutzflehenden". Nicht ganz zu unrecht. In der unsicheren und melancholischen Suche nach Wahrheit, Hoffnung und Liebe scheinen sich der Autor und Maximilian, der junge Protagonist, zu gleichen. So atmet der Roman noch die Wucht des unmittelbar Erlebten. Er erzählt in der Tradition des Entwicklungsromans von einer Kindheit des sprachlosen Glücks, einem Schulgebäude, das Maximilian als Gefängnis empfindet und aus dem er sich mittels einer selbstgebauten Bombe freisprengen will, von erster Liebe und sexuellem Erwachen, von Tod und Verlusterfahrung. Über allem steht eine philosophisch-religiöse Sinnsuche, die in einem vehementen atheistischen Glaubensbekenntnis nur ihr vorläufiges Ende findet.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 01.12.2006
Lesefreude und Gewinn hat Joseph Hanimann aus der Lektüre von diesem Roman gezogen, der nun in der Übersetzung von Stefan Zweig neu aufgelegt worden ist. Es war der erste Roman von Henri Barbusse, doch Hanimann findet darin schon alles, was Barbusse später auszeichnen sollte: die "Misere des Menschen" und das Erwachsen des politischen Engagements aus der inneren Empfindung heraus: In der - nicht ganz leicht zu fassenden - Geschichte geht es um einen Jungen, der die Welt nicht konkret, sondern in einer Art "gegenstandsloser Gestimmtheit" auffasst. Er kommt in die Schule, hört von anarchistischen Gruppen und baut eine Bombe. Stefan Zweigs raunende Übersetzung trägt zu Hanimanns Gefallen noch dazu bei, den "nach innen wühlenden Enpfindungsnebel zu verdichten", nur manchmal erscheint sie ihm ein wenig antiquiert.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 08.04.2006
Als seltsamen und eigenwilligen Roman lobt der mit "rox" zeichnende Rezensent Henri Barbusses "Schutzfliehende". Zwar könne die Geschichte um eine in Paris lebende "unheimlich symbiotische Kleinstfamilie" - einen Vater und seinen die Schule verschmähenden Sohn - mit einer Vielzahl "literarischer Etüden von größter Innerlichkeit bei gleichzeitiger Verlorenheit" aufwarten, wirklich passieren tue aber nichts, und wenn doch irgendein Ereignis die Handlungsarmut durchbreche, dann falle es dem Leser schwer, es nachzuvollziehen. Und doch kann man sich in Barbusses Sätzen verlieren, erklärt der Rezensent, auch dank der kongenialen Übersetzung von Stefan Zweig.