Helmut Eisendle

Ein Stück des blauen Himmels

Roman
Cover: Ein Stück des blauen Himmels
Residenz Verlag, Salzburg 2003
ISBN 9783701713561
Gebunden, 116 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Einmal im Jahr, an ihrem Hochzeitstag, treffen sich Estes und Sophie in Venedig, lassen eine Ehe wieder aufleben, die keine mehr ist. Zuvor ist Sophie mit Schubert nach Venedig gefahren: keine Liebesreise im engeren Sinn, sie gewähren einander nicht einmal das Du-Wort, und doch betrachten sie sich als ein Paar: Sophie hatte Schubert das Leben gerettet nach seinem ersten Selbstmordversuch. Monate später steht er auf, duscht, rasiert und frisiert sich, zieht seinen schwarzen Anzug an, nimmt seine Winchester, lädt sie durch, legt die 3. Symphonie von Rachmaninow auf den Plattenteller, trinkt einen dreifachen Kognak, legt sich - das Gewehr neben sich - aufs Bett, nimmt eine Überdosis Veronal und erstickt an Schluckkrämpfen ...

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.03.2004

Das letzte Buch des im September 2003 verstorbenen Helmut Eisendles sei nur noch die Simulation eines Romans, ärgert sich Sebastian Domsch. Der österreichische Autor hat ein schier "endloses" Palaver über die großen Fragen zwischen dem Philosophen Wittmann und Estes inszeniert, dessen Freund sich das Leben genommen hat, berichtet der Rezensent. Dabei habe er sich indessen wenig darum bemüht, seinen Figuren Leben einzuhauchen - diese schienen Domsch eher "Etiketten für die Bündelung von Aussagen und Fragen" zu sein, ohne dass diese Bündelungen zu "wirklichen Gesprächen" führten. So habe Eisendles Roman nicht mehr zu bieten als eine recht willkürliche Ansammlung von teils "schönen", teils banalen Gedanken, die nicht zu "greifen" sind, weil sich ihr Autor "radikal" der Eindeutigkeit entzieht, moniert ein frustrierter Rezensent.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.11.2003

Günther Stocker hätte diesem Roman, dessen österreichischer Autor Helmut Eisendle kurz vor dem Erscheinen des Buche gestorben ist, gern einen anderen Titel gegeben. Er findet, dass zu dieser Geschichte der Titel "Eine seltsam traurige Geschichte" besser passt. Der Protagonist Estes blickt in Dialogen zurück auf ein gescheitertes Leben, eine gescheiterte Ehe und den Selbstmord seines Freundes, an dem er sich schuldig fühlt, fasst Stocker zusammen. Diese langen Gespräche werden lediglich von kurzen Erzählpassagen, die sich allerdings eher wie "Regieanweisungen" lesen, unterbrochen, bemerkt der Rezensent und er findet, dass die etwas "gekünstelt" wirkenden Dialoge, die zumeist aufs "Grundsätzliche" zielen, dabei nicht selten in den Bereich des "Banalen" geraten. Trotzdem sei deutlich zu spüren, dass hinter all der Gesprächigkeit der Figuren eine "große Melancholie" liegt, so Stocker versöhnlich, wenn auch nicht gänzlich von diesem Roman überzeugt.