Ein Jahr hat keine ZeitGedichte
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln
2021
ISBN
9783462002249, Gebunden, 192Seiten, 20,00
EUR
Klappentext
"Herr Hauptmann, ach, o halten Sie doch jetzt die Fresse, in diesem Augenblick ertrag' ich Unsinn nicht!" Wenn man an Heinrich Böll denkt, denkt man an Prosa. Und doch hat er zeitlebens auch Lyrik geschrieben, von den jungen Jahren an bis ins hohe Alter. Die Gedichte sind kein Nebenprodukt seines Schreibens, sondern wichtiger Werkbestandteil. Diese bibliophile Ausgabe macht sie zum ersten Mal sorgsam ediert verfügbar. Böll als Lyriker entdecken, heißt, einen Autor in seiner Stimmfindung erleben.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Rundschau, 30.12.2021
Rezensent Martin Oehlen nimmt die Einladung der Herausgeber Jochen Schubert, Gabriele Ewenz und Rene Böll an und befasst sich mit der Lyrik von Heinrich Böll. Sein Fazit nach der Lektüre lautet: Böll ist vor allem in der Prosa stark, doch die Gedichte bieten eine lohnende Ergänzung. Themen und Tonlagen findet Oehlen in den Texten vorgeprägt, ob in den ganz frühen Gedichten um Glauben und Nächstenliebe oder in den Spott-Gedichten aus der NS-Zeit. Besonders erwähnenswert erscheinen Oehlen die Köln-Gedichte. Die von Gabriele Ewenz diagnostizierte Bild- und Sprachmächtigkeit dieser Texte scheint auch ihn zu bannen.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.12.2021
Rezensent Oliver Jungen rät, nicht zu viel zu erwarten von Heinrich Bölls Gedichten. Vor allem die frühen scheinen ihm voll von Pathos, formal eher konventionell zu sein, wenngleich der Rezensent schon Bölls Widerstand gegen die Unmenschlichkeit erkennt und eine Aufgehobenheit in ihrer Zeit, die ihnen Relevanz verleiht, wie er findet. Die Texte aus der Zeit 1952-1985 dagegen kommen für Jungen freier daher und in eigener kraftvoller Sprache. Zeitbezug auch hier: RAF, Starfighter und Sitzblockade. Themen wie Feminismus, Gender, Postkolonialismus dagegen natürlich Fehlanzeige, meint Jungen.