Heinrich August Winkler

Geschichte des Westens

Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert
Cover: Geschichte des Westens
C.H. Beck Verlag, München 2009
ISBN 9783406592355
Gebunden, 1343 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Erstmals unternimmt es Heinrich August Winkler mit diesem Werk, eine – längst überfällige – Geschichte des Westens zu schreiben. Von den Anfängen in der Antike bis in das 20. Jahrhundert zieht er einen welthistorischen Bogen, der die politische Geschichte ebenso souverän umspannt wie die Geschichte der politischen Ideen. Der Westen – seit dem Zeitalter der Entdeckungen ist er gleichsam das welthistorische Maß aller Dinge. Er hat mit einer unvergleichlichen Dynamik fremde Reiche erobert und ganze Kontinente unterworfen, die Erde bis in ihre entlegensten Winkel erschlossen, die modernen Naturwissenschaften und das Zeitalter der Technik hervorgebracht, die Menschen- und Bürgerrechte, die Herrschaft des Rechts und die Demokratie erfunden. Aber er hat auch oft genug gegenüber den nichtwestlichen Teilen der Welt seine Werte verraten, Freiheit gepredigt und Habgier gemeint und mit dem Kapitalismus eine Ökonomisierung aller Lebensverhältnisse entfesselt, die bis heute die Menschheit in Atem hält. Winklers Buch ist eine historische Selbstvergewisserung des Westens, seiner Werte und Ideale. Für sie darf, ja muss der Westen auch im 21. Jahrhundert werben. Glaubhaft kann er das aber nur tun, wenn er sich auch den dunklen Seiten seiner Geschichte stellt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.12.2009

Nicht weniger als ein "Meisterwerk der Geschichtsschreibung" ist Heinrich August Winklers weit gefasste Übersicht über die "politische Geschichte des Westens" in der Neuzeit nach Einschätzung des Rezensenten Wilhelm von Sternburg. Der Band ist in seinen Augen eine Fortführung und Erweiterung von Winklers vor neun Jahren veröffentlichter Geschichte der Deutschen und ihrem Weg nach Westen, diesmal geht es um die gesamte westliche Welt. Auch wenn er damit thematisch ein riesiges Feld beackert, bietet diese Form der Darstellung in Sternburgs Augen einen großen Vorteil. Diese Perspektive ermöglicht es dem Leser, die "Gesamtbewegung der Geschichte" zu erkennen. Winkler zeigt Vergangenes nach Meinung des Rezensenten "sehr realistisch als Chance und Untergang" und besitzt neben seinem historischen Sachverstand auch die Gabe des guten Erzählens.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.10.2009

Sehr ausführlich setzt sich der hier rezensierende britische Historiker Tim Blanning mit Heinrich August Winklers umfangreicher Geschichte des Westens auseinander, in der er eine Reihe von Vorzügen erblickt, aber mindestens ebenso viele Auslassungen und problematische Setzungen. Positiv rechnet Blanning dem Autor eine geradezu beispiellose Tiefgründigkeit an, die flüssige, nie langweilige Darstellung, enorme Belesenheit und großartige Analysen. Besonders beeindruckt haben den Rezensenten die Essays über die Theoretiker Machiavelli, Hobbes, Locke, Rousseau und Tocqueville. Weniger überzeugend findet Blanning dagegen, wie Winkler die Geschichte des Westens an den Monotheismus bindet, wodurch sie von Moses über Jesus ins europäische Mittelalter führt, ohne Griechen, Römer oder andere antike Großzivilisationen zu berücksichtigen. Unzufrieden ist Blanning auch mit Winklers Konzentration auf die von Männern gemachte Politik: Wirtschaft, Soziales und Kultur spielen in Winklers Westen keine Rolle ("Shakespeare muss sich einen Satz mit Dante und Cervantes teilen"), Frauen bekommen eine einzige Buchseite, und jedem Dokument wird mehr Bedeutung beigemessen als der Praxis, wobei es Blanning sehr zweifelhaft findet, ob es im revolutionären Frankreich wirklich mehr Freiheit gegeben hat als im morschen Deutschen Reich.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.10.2009

"Beneidenswert kenntnisreich" sind die Ausführungen Heinrich August Winklers zur "Geschichte des Westens", befindet Rezensent Johannes Willms. Das über tausend Seiten lange Werk liest sich für ihn als vielschichtiges Chaos, das allerlei Überlagerungen und Abtrennungen von Geschichtsprozessen darstellt und geradezu das Gegenteil einer zielgerichteten westlichen Historie beschreibt. Was von Echnaton im 14. Jahrhundert vor Christus bis zum Ersten Weltkrieg passiert, wird bei Winkler stattdessen in mehreren Entwicklungslinien zusammengeführt und zwar so ertragreich, das, wie Willms anerkennend feststellt, althergebrachte Thesen, wie etwa die vom "Deutschen Sonderweg", endlich überzeugend widerlegt werden können. Vom zweiten Band Winklers, einem Überblick der Geschichte vom Ersten Weltkrieg bis in die Gegenwart, erwartet Willms nichts weniger als ein neues, lange gültiges Standardwerk.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.10.2009

"Alles Lob" verdient Heinrich August Winklers Versuch, eine "Geschichte des Westens" zu schreiben, meint Rezensent Cord Aschenbrenner. Bei seinem Versuch zu klären, was den "Westen im Innersten zusammenhält" sieht Winkler die Idee der Gewaltenteilung als eine entscheidende Grundlage, berichtet der Rezensent. Infolge der Reformation seien dann die Ideen der Menschenrechte, der Herrschaft des Rechts und der Demokratie hinzugekommen. Mit Staunen beobachtet Cord Aschenbrenner, wie sich "unter der ordnenden Hand" Winklers eine fast unüberschaubare Menge an Material "zu einem einzigen Bild des Westens" fügt. Auch die Verfehlungen und Widersprüche des Westens übertüncht Winkler nicht. Dabei schreibt er "anschaulich und klar", wenn auch stilistisch nicht durchgehend auf der Höhe angloamerikanischer Geschichtsschreibung. Eine "bemerkenswerte, gewissermaßen archäologische Leistung" bescheinigt ihm der Rezensent dennoch.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.10.2009

Eindrucksvolles Buch, dick und ziemlich altmodisch, findet Rezensent Dirk van Laak diese fast 1.400 Seiten lange "Geschichte des Westens" von Heinrich August Winkler. Beeindruckt hat ihn die "Syntheseleistung", die Winkler hier erbracht hat. Dick ist es u.a., weil Winkler, lesen wir, die Inhalte seines Buchs über Deutschlands "langen Weg nach Westen" fast zur Gänze hier eingearbeitet hat. Und altmodisch ist es für den Rezensenten, weil es immerzu um große Männer und große Mächte geht. Für Winkler scheint sich der Westen hauptsächlich in Deutschland, Britannien, Frankreich und den USA entwickelt zu haben, kritisiert von Laak. Die Demokratiegeschichte Skandinaviens oder der Schweiz werde überhaupt nicht beachtet, der Freiheitskampf Lateinamerikas ausführlicher behandelt als der der Niederlande. Osteuropa, Italien, Belgien oder Spanien kommen nur knapp vor, klagt der noch mehr Beispiele aufzählende Rezensent. Ebensowenig überzeugend findet er Winklers Versuch, den Westen sozusagen "aus sich selbst heraus" zu erklären und wichtige Einflüsse von außen – Stichwort Osmanisches Reich – zu ignorieren. Dennoch ist van Laak gespannt auf den zweiten Band, der dem 20. Jahrhundert gewidmet sein wird: Hier erhofft er sich zumindest eine stärkere Berücksichtigung Osteuropas.