Heimito von Doderer

Die Merowinger oder Die totale Familie

10 CDs
Cover: Die Merowinger oder Die totale Familie
Preiser/Hörsturz, Wien 2006
ISBN 9783708501260
CD, 49,90 EUR

Klappentext

10 CDs, 740 Minuten. Gelesen von Bernd Jescheck. "Die Merowinger" von Heimito von Doderer ist kein historischer Roman, wie man vermuten würde, sondern einer, der die Praktiken der Geschichtsforscher und des ganzen Wissenschaftsbetriebs ironisierend aufs Korn nimmt. Dabei schafft Doderer ein höchst vergnügliches Lese- und (ungekürztes) Hörvergnügen, das angereichert wird durch Wortneuschöpfungen. Wenn sich nach diesem merowingischen Hörerlebnis plötzlich Termini wie "Wutmarsch", "Fußwinkel" oder "plombieren" in ihren Sprachschatz einschleichen, dann ist es bereits zu spät, denn dann sind auch sie Merowingist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.08.2006

Es handelt sich bei Heimito von Doderers Roman eher um ein Nebenwerk, das zur Entspannung neben den gewaltigen Romanen "Die Dämonen" und "Roman No. 7" entstand. Daher wohl auch der grobe Humor, mit dem die altertümlich-filigrane Doderer-Sprache hier konterkariert wird, vermutet der Rezensent Wolfgang Schneider. Miteinander konfrontiert werden aber auch zwei andere Ebenen beziehungsweise Figuren. Zum einen nämlich der Wut-Therapeut Professor Horn und der im selben Haus lebende Merowinger-Nachkomme Barons Childerich III. von Bartenbruch, dessen Ehrgeiz es ist, die "totale Familie" der Merowinger in seiner Person zu vereinen. Neben "Haudrauf-Komik" findet sich allerdings auch die subtilere Burleske um eine Firma, die sich ums Unbrauchbarmachen von Alltagsdingen verdient macht, erfahren wir. Bernd Jeschek erscheint dem Rezensenten als perfekter Leser des Romans, seines breiten Österreichisch wegen, aber auch der Fähigkeit, den groben Spaß durch Distanz verdaulicher zu machen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.04.2006

Eigentlich lade Heimito von Doderers Geschichte einer absurden Dynastieverfilzung aus der Völkerwanderungszeit zu "Tollerei und Tücke" ein, glaubt Christiane Zintzen. So auch in der zwölfstündigen Hörbuchfassung, die der Wiener Burgschauspieler Bernd Jeschek mit einigem "Stehvermögen bei Wortwitz und Langperioden" bewältigt. Allerdings verdankt sich die "tolldreiste Komik" dieses Hörbuches nicht unbedingt der "lustvollen Sprachwoge" und "exquisiten Grobianismen" des Mittelalterspezialisten Doderers, sondern vielmehr einem Sprecher, der die allzu leichten Pointen dankenswerterweise links liegen läßt, so die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.03.2006

Wilhelm Trapp bespricht die Hörspielfassung von Heimito von Doderers "Die Merowinger oder Die totale Familie", und er ist von der Vortragsart Bernd Jescheks wahrhaft hingerissen. Der Autor hat in den Mittelpunkt seines Romans gestellt, was er in anderen Büchern zur Nebensache gemacht hat, nämlich das "Obsessive, Sadistische, Zufällige", erklärt der Rezensent. Seine Erzählung vom Niedergang der letzten Linie der Merowinger mit dem jähzornigen und verrückten Ahnen Childerich III. von Bartenbruch bewegt sich in der "Sphäre des universell Komischen", das plumpe Scherze gar nicht nötig hat, wobei sich als "Schreckenskern" der Geschichte die "Wut" erweist, meint Trapp. Es kann sich bei einem Schauspieler, der den ganzen Text zu lesen sich entschließt, nur um einen Überzeugungstäter handeln, vermutet er, und so ist er auch vom Ergebnis der Lesung vollkommen begeistert. Der Sprecher "fistelt, piepst und brüllt" ganz "famos", lobt der Rezensent anerkennend. Besonders, dass man als Hörer spürt, wie sich Jeschek auf "jede exquisite Absurdität" des Romans einlässt, "ohne sich je zu wundern", macht für den Rezensenten die besondere Qualität dieser Hörbuchfassung aus. Jeschek ist es zu danken, dass die Hörer das Buch in seiner "ganzen niederstreckenden Komik" erfassen können, preist der Rezensent.
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