Hazel Rosenstrauch

Congress mit Damen

1814/15: Europa zu Gast in Wien
Cover: Congress mit Damen
Czernin Verlag, Wien 2014
ISBN 9783707605068
Gebunden, 192 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Der Wiener Kongress 1814/15: Napoleon war besiegt, seine Hinterlassenschaft konnte verteilt werden. Kaiser und Könige, Fürsten und Diplomaten aus ganz Europa kamen - mit Gattinnen, Schwestern, Geliebten und Dienerinnen - nach Wien. Und es wurde keineswegs nur getanzt. Den Damen der Wiener Hocharistokratie und der "Zweiten Gesellschaft" fiel eine wichtige Aufgabe zu: In ihren Salons oder auch Boudoirs wurden Kontakte geknüpft und Formulierungen erprobt, Intrigen gesponnen und Geheimnisse verbreitet. Die Soiréen, Bälle und Empfänge fungierten als Vorzimmer der Verhandlungsräume, der Spaziergang auf dem Glacis oder der Besuch in einem Theater wurde für diplomatische Erkundungen genutzt. Hazel Rosenstrauch beleuchtet Schauplätze des Wiener Kongresses, stellt Nebenfiguren in den Vordergrund und erkundet, wie - bei allen Bemühungen um die Restauration des alten Regimes - Neues entsteht: in der Politik, in den Vorstellungen von Ordnung und Freiheit und im Umgang mit der Komplexität und den Unsicherheiten der Moderne.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.02.2015

Judith von Sternburg ist beeindruckt, wie vielfältig interessiert die Kulturwissenschaftlerin Hazel Rosenstrauch ist. Nach einer Analyse des Henkerberufs im Böhmen des achtzehnten Jahrhunderts hat sie in "Congress mit Damen" jetzt einen Band über den Wiener Kongress am Anfang des neunzehnten Jahrhunderts geschrieben, stellt die Rezensentin fest. Der Kongress war diplomatisches Ereignis, Trinkgelage, Schmaus, Stelldichein und Schauplatz der aristokratischen Hackordnung in einem, erfährt von Sternburg. In gewissem Sinne waren die Feierlichkeiten auch ein gewaltiger Selbstbetrug der Herrschenden, die nach dem Aufstieg Napoleons heile Welt spielen wollten, um sich in Sicherheit wiegen zu können, so die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 30.12.2014

Stephan Speicher bespricht eine ganze Reihe von Büchern zum 200. Jubiläum des Wiener Kongresses. Allgemein werde das Ereignis positiver gesehen als noch vor Jahrzehnten. Die Modernisierung der Diplomatie, die Erstellung einer europäischen Friedensordnung ohne Ranküne gegen den Verlierer Frankreich werden als historische Errungenschaft gewürdigt. Einen wichtigen Seitenaspekt trägt laut Speicher Hazel Rosenstrauch bei: Sie betont den weiblichen Anteil am Frieden, den diplomatischen Charakter der berühmten Feste des Kongresses, der überhaupt erst eine dem Frieden und der Toleranz geneigte Atmosphäre schuf. Die Rolle, die damals Frauen spielten, falle heute hochbezahlten Coaches zu.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.12.2014

Keine einzige Frau ist auf dem berühmten Bild zu sehen, auf dem Jean-Baptiste Isabey den Wiener Kongress verewigte. Endlich, seufzt Jens Bisky, holt Hazel Rosenstrauch nach zweihundert Jahren die Damen aus der Vergessenheit, all die libertären Aristokratinnen in Erinnerung zu rufen, die am großen Geschacher teilhatten: Gräfin Fuchs, zum Beispiel, die als Königin des Kongresses galt; Wilhelmine von Sagan und Katharina Bagration, die Geliebten Metternichs; die Salonnière Fanny von Arnstein oder Caroline Pichler. Das tugendhafte Bürgertum hat sie später auch lieber vergessen wollen, weiß Bisky, der aber auch vor jeder Beschönigung des Kongresses und seiner "Friedensordnung" warnt, die immerhin Polens Teilung bekräftigte. So schmal der Band mit seinen knapp zweihundert Seiten sei, so sehr weiß der Rezensent ihn zu schätzen, für seine Leichthändigkeit, seine kluge Einschätzung des Kongresses und das "schöne klare Deutsch".
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