Hartwig Schultz

'Unsre Lieb aber ist außerkohren'

Die Geschichte der Geschwister Clemens und Bettine Brentano
Cover: 'Unsre Lieb aber ist außerkohren'
Insel Verlag, Frankfurt am Main 2004
ISBN 9783458172291
Gebunden, 511 Seiten, 24,80 EUR

Klappentext

Die Geschwister Clemens und Bettine Brentano stehen in ihrer Nähe, aber auch als intellektuelle Antipoden exemplarisch für das Spektrum einer der vielfältigsten und für die heutige Zeit aufschlußreichsten Epochen der deutschen Geistesgeschichte: der Romantik.Zu einem Initiationserlebnis stilisiert Bettine, die spätere Ehefrau von Clemens' bestem Freund Achim von Arnim, die angeblich erste bewußte Begegnung mit dem sieben Jahre älteren Bruder, waren die Geschwister doch, um die Mutter der kinderreichen Kaufmannsfamilie zu entlasten, an verschiedenen Orten erzogen worden: Ihre Puppe habe sie fortgeworfen, schreibt sie an Clemens, und nur noch den Jenaer Studenten umarmen wollen, "einen fremden Mann, der mir aber so wohlgefiel mit seiner blendenden Stirne, und Du seztest Dich auf den Stuhl, und nahmst mich auf einmal in Deine zwei Arme". Doch jenseits aller Schwärmerei und der gemeinsamen Goetheverehrung entwickelt sich die Jüngere zu der eigenständigeren, die konservativ-katholischuffassungen ihres Bruders zuweilen bis zum Hohn belächelnden Persönlichkeit.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.02.2005

Seinem Ruf als "Brentano-Spezialisten" macht Hartwig Schulz in seiner Geschichte der Geschwister Brentano alle Ehre, befindet Ralf Berhorst. "Äußerst kenntnisreich", dabei aber stets "behutsam" schildere der Germanist die am Rande des Inzestuösen, aber stets schon reflektierte Beziehung von Clemens und Bettine Brentano. Besonders gefällt dem Rezensenten das Unaufgeregte der Darstellung, frei von "forciertem Interpretationswillen und pointierter Originalität". Schultz erzählt eher als dass er analysiert, geht also eher "historisch-episch" als "psychologisierend-allwissend" vor. Die einzige Schwachstelle dieser aufs Erzählerische konzentrierten Darstellung ist, wie Berhorst anmerkt, dass einige zentrale Thesen wie die von der narzisstischen Selbstbezogenheit Clemens Brentanos "fast ein wenig" untergehen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 29.12.2004

Alexander von Bormann ist grundsätzlich sehr zufrieden mit dieser doppelten Lebensbeschreibung: "Das überreiche Material" zu den Geschwistern Clemens und Bettine Brentano "wird von Hartwig Schultz klug disponiert aufbereitet und unterhaltend dargestellt", schreibt er und lobt zudem, wie der Autor die "Lebenskreise" der beiden nicht nur miteinander kontrastiert, sondern darin die Epoche sichtbar werden lässt, in der viel passierte - "Sturm und Drang, Klassik, Romantik, Restauration, Junges Deutschland". Clemens und Bettine zog es erst heftig zueinander, Achim von Arnim, der beste Freund des einen und spätere Ehemann der anderen, kam hinzu, und so liegt vor dem Biografen eine Geschichte von Annäherungen und Entfremdungen, die sich "erzählt sich wie ein Roman". Der einzige Mangel: Schultz kann es nicht lassen, Anspielungen auf inzestiöse Tendenzen in seinen Text zu weben. Die beiden waren "Kuckucksjungen im Nest" ihrer großen Familie, und die Romantik brachte neue Arten der Empfindung und ihres Ausdrucks, doch gebe es keinerlei Belege für die Art von raunenden Verdächtigungen, die der Autor immer wieder ausspricht - um sein Buch besser zu vermarkten, vermutet der Rezensent.