Hartmut Rosa

Resonanz

Eine Soziologie der Weltbeziehung
Cover: Resonanz
Suhrkamp Verlag, Berlin 2016
ISBN 9783518586266
Gebunden, 816 Seiten, 34,95 EUR

Klappentext

Wenn Beschleunigung das Problem ist, dann ist Resonanz vielleicht die Lösung. Dies ist, auf die kürzest mögliche Formel gebracht, die Kernthese des neuen Buches von Hartmut Rosa, das als Gründungsdokument einer Soziologie des guten Lebens gelesen werden kann. An seinem Anfang steht die Behauptung, dass sich die Qualität eines menschlichen Lebens nicht in der Währung von Ressourcen, Optionen und Glücksmomenten angeben lässt. Stattdessen müssen wir unseren Blick auf die Beziehung zur Welt richten, die dieses Leben prägt und die dann, wenn sie intakt ist, Ausdruck stabiler Resonanzverhältnisse ist.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.07.2016

Rezensent Jens Bisky hat sich durch 816 Seiten Resonanztheorie gequält und schlägt das Buch am Ende enttäuscht zu. Mit "Resonanz" meint der Soziologe Hartmut Rosa ein passiv-aktives Mitschwingen in der Gesellschaft, das die als so quälend empfundene Entfremdung aufheben solle. Das Bild kommt von der Stimmgabel, erklärt Bisky. Eine wird angeschlagen, die andere beginne, "in ihrer Eigenfrequenz mitzuschwingen". Dass jedem Physiker und Musiker hier die Haare zu Berge stehen würden, fällt Bisky nicht auf: Stimmgabeln schwingen nicht mit ihrer jeweils eigenen Frequenz mit, sondern nur, wenn sie dieselbe Frequenz haben oder ihre Frequenz zumindest auf der Obertonskala der ersten Gabel vorkommt. Bisky findet auch so eine Menge Argumente gegen den von Rosa herbeigesehnten "Dreiklang von Leib, Geist und erfahrbarer Welt". Er liest das Buch als eine Romantisierung der Kritischen Theorie, aber was ihm abgehe, sei Präzision. Die von Rosa ausgewählten Beispiele für seine Theorien wirkten präfabriziert. Bisky fehlt bei aller Sympathier für die Sehnsucht nach einer gelingenden Welt eine Würdigen der tatsächlichen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.06.2016

Der hier rezensierende Philosoph Dieter Thomä schätzt den Soziologen Hartmut Rosa für den Mut und die Schlagkraft, mit denen er sich relevanten Themen nähert. Allerdings muss der Kritiker auch gestehen, dass Rosa häufig eine "Neigung zum Wischiwaschi" hat. In seiner neuen Studie, die sich dem Problem der Beschleunigung widmet, beginnt diese leider schon beim titelgebenden Begriff der "Resonanz", klagt Thomä. Dass Rosa den akustischen Terminus metaphorisch gebraucht, möchte der Rezensent ihm nicht mal ankreiden, dass er ihn in Folge aber bis zur Unkenntlichkeit verzerrt, um die Resonanz als sozialphilosophischen Grundbegriff einzuführen, stört den Kritiker  erheblich. Der Idee einer "Wiederbelebung der Romantik" durch erhöhte "Resonanzsensibilität" attestiert Thomä zwar einen gewissen Charme, gern hätte er aber auch konkret erfahren, wie sich diese realisieren lässt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.06.2016

Rezensent Helmut König ist überzeugt, dass Hartmut Rosas Resonanztheorie Resonanz erhält und verdient. Wie der Soziologe seine Theorie als Ausweg aus der gescheiterten Moderne entwickelt, materialreich, multi- und interdisziplinär, plausibel, nicht kulturpessimistisch, sondern richtungsweisend, hat König imponiert. Ausdauer braucht der Leser, erklärt König, aber die Erkenntnisse sind enorm, meint er. Rosas Plädoyer für Resonanz als einer Beziehung zwischen Mensch und Welt, die wechselseitig ist und von der Eigenständigkeit beider Seiten geprägt, scheint König den Resonanz-Begriff zwar mitunter überzustrapazieren und auch Fragen zu provozieren, doch für den Rezensenten ist das kein Mangel, im Gegenteil. Das Buch ist ein Wurf, findet er.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.04.2016

Nach der Lektüre von Hartmut Rosas neuer Studie klopft Rezensent Martin Hartmann sein Leben erstmal auf Resonanz ab. Denn Resonanz, so hat der Kritiker in Hartmanns erfahrungs- und subjektbezogenem Text gelernt, ist Grundbedingung für ein gutes Leben: Auf achthundert Seiten lauscht Rosa den Schwingungen in Freundschaften, Kommunikation, Religion, und Literatur, macht vor Sloterdijks "Blasen" ebenso wenig halt wie vor Benjamins "Auren" und liefert leibphänomenologische Analysen über Atmen, Essen, Stimme, Blicke, Gehen, Schlafen, Lachen, Weinen und Lieben, fasst der Rezensent zusammen. Allerdings muss der Rezensent feststellen, dass ihm bei Rosas Überfülle an Resonanzmöglichkeiten der Begriff zu überdehnt und in Folge konturlos erscheint, so dass er sich laut Hartmann nicht als Schlüsselbegriff der Kritischen Theorie eignet.
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