Hans Magnus Enzensberger, Justine Landat, Jan Peter Tripp

Blauwärts - Ein Ausflug zu dritt

Gedichte von Hans Magnus Enzensberger. Bilder von Jan Peter Tripp. Inszeniert von Justine Landat
Cover: Blauwärts - Ein Ausflug zu dritt
Suhrkamp Verlag, Berlin 2013
ISBN 9783518423462
Gebunden, 136 Seiten, 32,00 EUR

Klappentext

Ein Text-und-Bildbuch haben der Dichter Hans Magnus Enzensberger, der Bildkünstler Jan Peter Tripp und die Gestalterin Justine Landat "aus einer anderen Gegend" mitgebracht: Von Augenglas, Medusa, Laubfröschen und Sporen ist in Enzensbergers Versen die Rede, aber auch vom schrägen Blick auf Nachbarn, Villenbewohner und Gäste. Wer mag, erfährt aus dem Blauen eine "Erleuchtung in der Besenkammer" oder vertieft sich in ein "Dämonisches Enzephalogramm". Abstraktes kommt nicht zu kurz: Ob philosophisches Rätsel, Lehrsatz oder Sentenz - Vertrautes wird rhetorisch unterminiert, und so manche Kaverne eines hohlen Gedankens findet sich nachher von innen beleuchtet. Jan Peter Tripps Bilder dazu, welche die Gedichte umspielen, überfliegen oder durchdringen, sind keineswegs Illustrationen zu poetischen Texten. Unabhängig von diesen sind sie entstanden, eigenwillig verhält sich ihr figurativ-magischer Realismus zu den sprachlich-vieldeutigen Versen. Und doch erscheinen sie hier wie füreinander geschaffen. Dass dies so ist, verdankt sich dem kombinatorischen Sinn der Gestalterin Justine Landat: Sie hat gelesen, angeschaut, gegenübergestellt und erwogen - und zu guter Letzt die Teile in ein schönes Ganzes verzaubert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.09.2013

Wie physisch ein Buch sein kann, lernt Lothar Müller immer wieder gern bei Hans Magnus Enzensberger. So auch in diesem Gedichtband, der außer dem Autor noch zwei weitere Urheber hat, den Maler Jan Peter Tripp und die Gestalterin Justine Landat. Das "Konzept-Album" als Buch findet Müller vor in subjektiver Ordnung, was für ihn in Ordnung geht, auch wenn er das Buch zum Lesen mitunter rotieren lassen muss. Auch an Kursives oder farbig Unterlegtes gewöhnt er sich schnell, an das manchmal sehr selbstverliebte Arrangement von Bild und Text. Charme hat das Ganze für ihn wohl nicht zuletzt darum, weil Enzensbergers Texte nicht bloße Bildunterschriften sind, sondern, im Gegenteil, ihrerseits genaue Insbildsetzungen von Dingen und Gestalten.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 01.06.2013

Sehr unzufrieden ist Rezensentin Angelika Overath mit diesem Gedichtband, der mehr als nur gelesen sein will: Illustrationen und die (offenbar recht waghalsige) typografische Anordnung verstehen sich als integraler Bestandteil, doch allein: zuschanden kommt der einzelne Text, sodass Overath regelrecht aufatmet, wenn ein Gedicht einmal nur als solches schwarz auf weiß für sich bestehen darf. Wobei Enzensbergers lyrische Reisen zurück in die Welt seiner Kindheit - zurück "zur reizenden Nichtigkeit des Ichs" - vor Overaths prüfendem Blick ohnehin nicht durchweg bestehen: Wohl schätzt sie Enzensbergers pathosfreien Abschied von seinem Bruder, doch wird es ihr beim Abschied von W.G. Sebald schon auf unangenehme Weise zu bedeutungsschwer. Die grafische Gestaltung tue oft ihr übriges, so Overath: Vieles sei schlicht unlesbar, den Groll der Rezensentin rufen Gestaltungsideen hervor, die den Sinn eines Gedichts sogar unterwandern. Richtig angefressen fragt sie sich am Ende, ob die ganze Sache wohl in einer durchzechten Nacht ersonnen wurde.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.02.2013

Als "Ragtime auf dem Klavier alter Weisheiten" lobt Rezensent Heinrich Detering den nun unter dem Titel "Blauwärts - Ein Ausflug zu dritt" veröffentlichten Gedichtband von Hans Magnus Enzensberger. Einmal mehr erlebt der Kritiker hier die Gabe des Dichters, von der "ausgefuchsten Einfachheit" der Sujets und Sounds zum philosophischen Satz zu wechseln und im "schlendernden Flaniertempo" Gedichte von herausragender Sinnlichkeit zu verfassen. Allein der Titel erinnert den Rezensenten an Novalis - und auch Enzensberger erscheint ihm in diesem Band als Romantiker, der jedoch nicht ohne Ironie und Neugier, aber ein wenig gelassener und zarter auf die Welt schaut. Verzückt liest Detering etwa bildgewaltige und zugleich philosophische Meditationen von "durchs Meer treibenden Quallen" oder Reflexionen über Alltagsbeobachtungen. Nicht zuletzt lobt der Kritiker die Arbeit der Buchgestalterin Justine Landat, die aus Enzensbergers Gedichten und aus den Bildern des Malers Jan Peter Tripp mit viel Humor und Poesie ein "intermediales Spiel" voller Dynamik inszeniert hat.
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