Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen

Der abenteuerliche Simplicissimus Deutsch

Roman
Cover: Der abenteuerliche Simplicissimus Deutsch
Eichborn Verlag, 49,95 2009
ISBN 9783821847696
Gebunden, 742 Seiten, 49,95 EUR

Klappentext

Aus dem Deutsch des 17. Jahrhunderts und mit einem Nachwort von Reinhard Kaiser. Ein "Literatur- und Lebensdenkmal der seltensten Art" nannte Thomas Mann diesen ersten großen Roman in deutscher Sprache, in dem es "bunt, wild, roh, amüsant, verliebt und verlumpt" zugehe, "kochend von Leben, mit Tod und Teufel auf Du und Du". Die Titelfigur und den Namen des Dichters kennt jeder - nur gelesen hat das gewaltige Buch so gut wie niemand, denn das barocke Deutsch des Autors ist uns inzwischen fast unzugänglich geworden. Reinhard Kaiser hat das Wagnis unternommen, dieses erste große Volksbuch der Deutschen wieder unters Volk zu bringen: in einer Sprache, die uns nahe ist. Ihm ist das Kunststück geglückt, Rhythmus, Ton und Geist des ursprünglichen Textes, seine Tiefe und seinen übersprudelnden Witz wieder präsent werden zu lassen. Man darf von einem literarischen Wunder sprechen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 29.10.2009

Nicht ohne Verlust verläuft aus Sicht von Rezensent Ulrich Greiner dieser Versuch, Grimmelshausens wildes Buch über den Dreißigjährigen Krieg in ein zeitgemäßes Deutsch zu bringen. Zwar begrüßt Greiner die Beseitigung einiger Stolperstellen, verdankt den "Übersetzungen" alter Worte in heutige Sprachversionen hin und wieder einen Erkenntnisblitz. Insgesamt aber gehen diese Renovierungsarbeiten, wie man seinen Schilderungen entnehmen kann, auf Kosten des "kraftvollen Grimmelshausen-Sounds", weshalb Greiner parallel dringend lieferbare Originalausgaben des originellen wie wüsten Romans empfiehlt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.10.2009

"Als ein höchst intelligenter Unterhaltungsroman" lässt sich Reinhard Kaisers Neu-Übersetzung von Grimmelshausens "Simplicissimus" lesen, meint Rezensent Friedmar Apel, der damit den Text wieder seiner ursprünglichen Wirkung übergeben sieht. Der Barockroman sei nun auch ohne den Umweg über das germanistische Seminar verständlich und zugänglich. Eine herausragende Leistung, wie Apel findet, für die dem Übersetzer Reinhard Kaiser unbedingt zu danken sei. Über eine Stichprobe legt Apel die Übersetzungsarbeit Kaisers offen und stellt fest, dass der Text mitunter besser verständlich mache, was Grimmelshausen gemeint hat, als die gängigen Glossare. Nur sehr vereinzelt findet Apel inhaltliche Fehlübertragungen und kann als einzigen möglichen Kritikpunkt den Verlust der markigen und kraftvollen Sprache Grimmelshausens ausmachen, die bei Kaiser doch etwas verblasse. Das abschließende Urteil zu dieser Ausgabe ist denn auch recht eindeutig: "verlockend".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.08.2009

Sehr eingenommen ist Rezensent Christian Thomas von dieser Übertragung von Grimmelshausens 1668 erschienenen "Simplicissimus" in heutiges Deutsch, die Reinhard Kaiser vorgelegt hat. Die in zwei wunderschön gestalteten Bänden vorliegende Neuübersetzung unterscheidet sich in seinen Augen wohltuend von früheren Übersetzungsversuchen, sie macht den Leser zum "Neuentdecker" dieses gewaltigen Werks, zum "Zeugen einer literarischen Provokation". Ausführlich geht er auf den Roman ein, für ihn ein monströses Panorama einer Welt in Auflösung, satirisch, antiklerikal und zugleich tiefreligiös in seiner Sinnsuche, "verwirrend und verstörend" in seiner Modernität. Mit hohem Lob bedenkt er die Leistung Kaisers: die Einführung von Abschnitten, die Bearbeitung der barocken Syntax und die zeitgemäße Eindeutschung der Wörter haben ihn vollauf überzeugt. Natürlich findet er hier und da Sätze, bei denen er sich eine andere Übersetzung hätte vorstellen können. Gleichwohl hat er sich "gern" in die Obhut Kaisers begeben. Sein Fazit: eine "Großtat".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.08.2009

Der hier rezensierende Georg Klein weiß Reinhard Kaisers Übertragung von Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausens erstmals 1668 erschienenen Roman "Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch" in ein heutiges Deutsch durchaus zu schätzen. Anhand einer Reihe von Zitaten zeigt er Unterschiede zwischen dem Original und der "Übersetzung" auf und verweist dabei auch auf das, was in der Übersetzung verloren geht. Gleichwohl erleichtert Kaisers Übertragung den Einstieg in diesen nicht einfachen Roman in seinen Augen enorm. Er lobt sie als "verlässlich", "frei von Willkür", "nahe am Original" und sehr lesbar. Davon einmal abgesehen hebt Klein hervor, dass das Werk um den Schweinehirten Simplicissimus, der von einem Einsiedler Lesen und Schreiben lernt, in die Welt zieht, den Dreißigjährigen Krieg erlebt, als Mädchenverführer, Bühnendarsteller und Sänger tätig wird und schließlich als Schiffbrüchiger in Afrika landet, wo er seine Lebensgeschichte niederschreibt, auch in der Übersetzung für uns Heutige oft fremd wirkt, sei doch Grimmelshausens Verhältnis zu Freud und Leid, zum Tun und Lassen, zu Augenblick und Ewigkeit "unüberlesbar nicht das unsere". "Diesen Unterschied zu erfahren",  findet Klein, "so schmerzlich wie schön."
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