Das StädtchenRoman
Lilienfeld Verlag, Düsseldorf
2009
ISBN
9783940357137, Gebunden, 333Seiten, 21,90
EUR
Klappentext
Herr von Seylatz soll in einem österreichischen Provinznest eine Zwischenstufe in seiner Beamtenkarriere absitzen, aber er hat vor, das beste daraus zu machen. Phantasien von einfachen Kleinstadtmädchen werden wach, und immerhin wohnt auch sein alter Freund Titus Quitek hier, einst ein vielversprechendes Malertalent, jetzt Zeichenlehrer an der hiesigen Realschule. Schon bei der ersten Begegnung wirkt Quitek allerdings merkwürdig unglücklich und zerzaust - Um das Schicksal dieses gescheiterten Künstlers herum tut sich bald ein ganzes Panorama menschlichen Daseins auf. Vom Bürgermeister bis zur Prostituierten: gleichermaßen humorvoll-leichtfüßig wie düster-realistisch verwebt Hans Adler die Leidenschaften und Sehnsüchte, die erotische Gier, die Kaltblütigkeiten und das Durchwursteln aller Schichten dieses Provinzortes.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 26.04.2010
Ein bisschen Wehmut ist natürlich auch dabei in dieser, wie Helmut Böttiger findet, sehr österreichischen, sehr menschlichen Komödie um eine Boheme-Existenz in der k.u.k.-Monarchie. Im Ganzen aber kann Böttiger nur staunen, wie unsentimental und genau Hans Adler in seinem einzigen Roman die von Dopppelmoral geprägten gesellschaftlichen Verhältnisse durchleuchtet, Charaktere zeichnet und seziert (grad wie im Simplicissimus, meint Böttiger) und ironische Volten einbaut. Vor dem Auge des Rezensenten wird die Seele der Kaiserzeit noch einmal lebendig. Nicht zuletzt das Verdienst von Adlers "schmissiger Schreibe", meint er.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.11.2009
Martin Lhotzky freut nicht nur die bibliophile Aufbereitung dieses 1926 erschienenen einzigen Romans des Dichters und Liedtexters Hans Adler. Die erotische Komponente des Textes (nie derb oder auch nur plastisch, so Lhotzky) erinnert ihn an Schnitzlers "Reigen". Und wenn die Figuren auch ein bisschen stereotyp geraten sind, das Menschenbild illusionslos und wenig freundlich (Männer sind Schweine, Frauen Luder), so bereitet das Buch dem Rezensenten dennoch Vergnügen. Fröhlicher als ein Roman von Joseph Roth erscheint es ihm allemal.