Ich - der andereReportagen aus vier Jahrzehnten
Random House Audio, München
2002
ISBN
9783898304610, CD, 19,50
EUR
Klappentext
2 CDs. 140 Minuten. Gelesen vom Autor. Getarnt als Hans Esser enthüllte Günter Wallraff die Praktiken der Bild-Zeitung. Für "Ganz Unten" lebte er als Türke Ali am Rand der Gesellschaft. Immer wieder gab er sich neue Gesichter, um gesellschaftliche Missstände aufzuzeigen. Und immer erreichten seine Bücher ein großes Publikum, denn, wie der Literaturwissenschaftler Hans Mayer einmal schrieb: "Seine Bücher sind gerade auch dort, wo sie den Leser erschüttern müssen, zugleich so etwas wie Schelmenromane." Zu seinem 60. Geburtstag liest Günter Wallraff selbst aus den wichtigsten seiner Reportagen. Es sind Texte, in denen der nach Erich Maria Remarque vielleicht einflussreichste deutsche Autor dieses Jahrhunderts (Willi Winkler, Süddeutsche Zeitung) den Finger in die Wunde legt und Einblicke in die oft beschämende deutsche Realität gewähren
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 31.03.2003
Martin Z. Schröders Aufnahme dieses Hörbuchs, in dem Wallraff über seine Erfahrungen als Kriegsdienstverweigerer und als "Gastarbeiter" Ali, sowie über die Arbeitsweise der Bild-Zeitung berichtet, ist zwiespältig. Den "schelmischen" Ton, mit dem der Autor seine Erfahrungen mit der Bundeswehr schildert, findet Schröder bei diesem Text sehr passend, auf Dauer stört ihn aber der Grundton der "moralischen Überlegenheit", mit dem Wallraff seine Erlebnisse erzählt und auch die "schlichte" Satzbetonung, die der Rezensent als zu "stereotyp" tadelt. Trotzdem, betont Schröder, ist es wichtig, sich noch einmal an die Anfänge der bundesrepublikanischen Demokratie zu erinnern, in denen ein Kriegsdienstverweigerer wegen "abnormer Persönlichkeit" für dienstuntauglich erklärt wurde und wo ein türkischer Chauffeur "eindrücklich" die deutsche "Nachkriegsapartheid" erlebte.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 05.02.2003
Ein Glücksfall, schwärmt Christiane Zintzen. Und eine Wiederentdeckung. Wallraff liest seine berühmten Under-cover-Berichte selbst: vom frühen "Protokoll aus der Bundeswehr", über die Industriereportagen aus den Siebzigern, sein Selbstversuch als türkischer Leiharbeiter und die Episode als Redakteur der Bildzeitung. Nie hätte Zintzen bei der stillen Lektüre, gesteht sie ein, soviel hintergründigen Humor bemerkt. Doch der Klang von Wallraffs leicht rheinisch gefärbtem Vortrag macht aufmerksam auf das Wechselspiel zwischen Trockenheit und knappem Wortwitz, schreibt Zintzen. Aber auch die anschaulichen Schilderungen gewinnen an literarischer Kraft, lobt die Rezensentin. Sie ließen Wallraffs Reportagen auch nach Jahrzehnten noch ausgesprochen spannend und zu Recht skandalös erscheinen.