Gretel Adorno, Walter Benjamin

Gretel Adorno / Walter Benjamin: Briefwechsel

3 CDs
Cover: Gretel Adorno / Walter Benjamin: Briefwechsel
speak low, Berlin 2008
ISBN 9783940018021
CD, 22,90 EUR

Klappentext

3 CDs, 238 Minuten. Autorisierte Lesefassung. Gelesen von Johanna Wokalek und Martin Wuttke. Die Korrespondenz zwischen Gretel Adorno und Walter Benjamin setzt 1930 ein und erreicht mit Benjamins Emigration nach Frankreich ihre volle Intensität. Benjamin ist Gretels Vertrauensperson; ihm gewährt sie Einblick in Bereiche ihres Lebens, die sie mit Adorno nicht teilen kann. Und Benjamin diskutiert mit Gretel durchaus auch seine Arbeit, schildert ihr aber vor allem ungeschminkt seine Alltagssorgen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 18.09.2008

Mit viel Anteilnahme und Erkenntnisgewinn über jenes Dritte, das "zwischen der Liebe und der Freundschaft" liegt, hat Rezensent Wilhelm Trapp diese Einlesung des Briefwechsels zwischen Gretel Adorno und Walter Benjamin durch Johanna Wokalek und Martin Wuttke gehört. Die beiden lesen, wie er schreibt, etwa die Hälfte des erhaltenen Briefwechsels "wie ein Zwiegespräch in tiefen Atemzügen". Es gehe um Benjamins Arbeit und wachsende Einsamkeit beider, die sich in den Briefen als Detlef und Felicitas anreden. Um gemeinsame Bekannte wie "Berta Brecht", Krankheiten und unfähige Ärzte. Wuttke lese dabei "in sich gekehrt, zunehmend verschattet" und trifft damit Trapps Ansicht nach dem Ton von "Benjamins kühlem Klagen" sehr genau. Johanna Wokalek stelle dazu einen wunderbar wärmenden, hoffnungsschimmernden Gegenpol dar.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.09.2008

Johanna Wokalek und Martin Wuttke standen bei diesem Hörbuch vor keiner ganz leichten Aufgabe, meint die Rezensentin Franziska Seng. Behutsamkeit sei oberstes Gebot, wo ein so "vernehmlicher Bruch des Briefgeheimnisses" vorliege wie im Fall dieses intimen Briefwechsels, in dem es immer auch um Bedrängnis in Exil und Nazi-Deutschland geht. Seng hat sich jedoch überzeugen lassen: Die beiden Vorleser haben ihren Weg gefunden, die Diskretion zu wahren. Wokalek, indem sie sich den oft persönlichen Texten von Gretel Adorno "vorsichtig, fast staunend" nähert und so eine gewisse nicht-identifikatorische Distanz wahrt. Benjamin äußert sich, so Seng, ohnehin etwas distanzierter, Martin Wuttkes Entscheidung, die"schlichte Lakonik" von Benjamins Briefen "ohne Haken und Schnörkel" findet sie auch ganz richtig. Wirklich gestört hat die Rezensentin allerdings die mit Kommentaren und Informationen sich immer wieder dazwischen drängende Stimme von Henri Lonitz.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 17.05.2008

Beklemmung beschleicht Irene Grüter beim Hören dieser von Martin Wuttke und Johanna Wokalek gelesenen Korrespondenz zwischen Walter Benjamin und Gretel Adorno, weil sie das Bemühen um Normalität heraushört, das den Alltag der dreißiger Jahre bestimmte. Nicht der Inhalt der Briefe ist für Grüter entscheidend, sondern der "intime Ton", die dem Leser suggerierte Möglichkeit, Mäuschen zu spielen. So erfährt Grüter über Gretel Adornos Heimlichkeiten ihrem Mann gegenüber und über Benjamins Existenzängste im Exil. Dass Wokalek die Briefe der "eindeutigen" Hauptperson in diesem Hörbuch, Gretel Adorno, etwas "zu mädchenhaft" liest und Henri Lonitz den erläuternden Kommentar "nasal vernuschelt", wird möglicherweise aufgewogen durch Wuttkes "angenehm zurückgenommenes" Sprechen.