Gregor Gysi

Ein Leben ist zu wenig

Die Autobiografie
Cover: Ein Leben ist zu wenig
Aufbau Verlag, Berlin 2017
ISBN 9783351036843
Gebunden, 583 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Gregor Gysi hat linkes Denken geprägt und wurde zu einem seiner wichtigsten Protagonisten. Hier erzählt er von seinen zahlreichen Leben: als Familienvater, Anwalt, Politiker, Autor und Moderator. Seine Autobiografie ist ein Geschichts-Buch, das die Erschütterungen und Extreme, die Entwürfe und Enttäuschungen des 20. Jahrhunderts auf sehr persönliche Weise erlebbar macht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.01.2018

Daniela Münkel stellt fest: Gregor Gysi ist mit seinem Leben im Reinen. Gysis Autobiografie von 2017, von Münkel aus Anlass von Gysis Siebzigstem gelesen, strotzt vor Selbstbewusstsein auf jeder Seite, meint sie. Ob der Autor dem Wehrdienst in der NVA entkommt oder das Überleben der SED sichert, er zeigt sich als eloquenter wie raffinierter Jongleur in wie zwischen den Systemen. Auch wenn das vereinigte Deutschland, namentlich der Deutsche Bundestag, es Gysi und seinen Parteigenossen nicht leicht machte, wie Münkel erkennt, Gysi ging aus allem zäh und pfiffig hervor. Kritische Distanz zur DDR oder Selbstkritik des regimekonformen Anwalts Gysi darf der Leser nicht erwarten, warnt die Rezensentin. Der Autor erzählt sein Leben mit irritierender Leichtigkeit, so Münkel, wenngleich auch lesenswert und anschaulich.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 07.12.2017

Rezensent Jens Jessen liest Gregor Gysis Autobiografie als "Schelmenroman", in dem er dem Helden von Abenteuer zu Abenteuer folgt - allerdings mit dem nicht unwesentlichen Unterschied, dass Gysi aus einer Familie von Chefärzten, Bankiers, Großindustriellen, baltendeutschem und russischem Adel entstammt und aufgrund dessen immer wieder auf Ressentiments stieß, wie der Kritiker hinzufügt. Gemeinsam mit Gysi blickt er hier auf ein Leben, geschildert aus der Außenseiter-Perspektive, in dem der Held scheinbar nur die Entscheidung, Rechtsanwalt zu werden, selbst traf, der Geringschätzung des Berufs in der DDR mit "clownesker Unverschämtheit" entgegentrat, überrascht auch im Westen "Herkunftsressentiments" begegnet und geschickt auf alle herangetragenen Vorwürfe reagiert - nie offensichtlich, aber doch widerlegend, staunt Jessen. "Vornehm" und "gutherzig", voller Humor und mit einem poetischen Blick " auf Kindheit und die Zeit als alleinerziehender Vater begegnet ihm Gysi - auch wenn der Kritiker gestehen muss, dass der ganz eigene Gysi-Sound hier irgendwie fehlt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 28.10.2017

Lukas Wallraff kennt Gregor Gysi selbstbewusst und witzig. Genauso kommen für ihn auch Gysis Erinnerungen rüber. Wer so viel Eitelkeit nicht mag, der kann sie auch als Selbstschutz des Autors gegen all die Anfeindungen gegen seine Person verstehen, meint Wallraff. Ihm hat die kindliche Freude, mit der der Autor seine tragende Rolle 1989 oder bei der Hauptstadtentscheidung herausstellt, durchaus Freude gemacht. Stasi-Vorwürfe? Kommen hier eher nicht zur Sprache, meint Wallraff und ist nicht verwundert. Nur dass Gysi den Schießbefehl nicht beim Namen nennt, macht ihn wuschig. Beim Thema Linkspartei wieder gefällt ihm Gysis Plädoyer fürs Praktische und gegen das Dogmatische.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.10.2017

Rezensentin Franziska Augstein, selbst ein Kind aus gutem Hause, sympathisiert mit diesem Abkömmlung aus der höchsten Partei-Aristokratie der DDR: "Elitärer als Gysi konnte man in der DDR nicht heranwachsen", konstatiert sie, und ist sofort bereit, Gysi seine Eitelkeit, der er sich selbst bewusst sei und die er beherrsche, zu verzeihen. Mehr noch: "Diese Autobiografie ist ehrlich", stellt sie ein für alle Mal fest. Sie selbst, so scheint es (oder war es ihre Zeitung?), hat einmal 600 Euro für die Einsicht in seine Stasi-Akten ausgegeben - und hat null komma nichts Belastendes gefunden. Gysi war auch als Anwalt in der DDR ein Mann, der an seinen Idealen festhielt, kein Dissident, aber das wollte er auch nicht sein, erzählt die begeisterte Rezensentin. Doch Rudolf Bahro habe, kurz nachdem er bei seinem Anwalt über eine fehlende Schreibmaschine geklagt habe, eine solche in seiner Zelle vorgefunden.
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