Gertraud Klemm

Herzmilch

Roman
Cover: Herzmilch
Droschl Verlag, Graz 2014
ISBN 9783854208488
Gebunden, 240 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

In einem großen Haus voller Kinder wächst ein Mädchen auf wie alle anderen; statt für Puppen interessiert sie sich für Wasserkäfer, und dass im Fernsehen immer nur Männer kochen, irritiert sie. Sie wird allmählich erwachsen Diätwahn, sexuelle Eskapaden, Zorn, Sehnsucht, Orientierungslosigkeit und Selbstzweifel inbegriffen. Sie lässt sich treiben, von Schule zu Uni zu Arbeitsplatz, von Beziehung zu Beziehung immer auf der Suche nach ihrer Bestimmung "als Frau", hinter der sie dumpf die Mutterschaft vermutet (und befürchtet): Alle Welt scheint nichts anderes im Kopf zu haben als sich fortzupflanzen. Aber so viel Unentschlossenheit geht nicht allzu lange gut. Gertraud Klemms Debüt bei Droschl ist ein Roman mit Blick auf alte und neue Geschlechterrollen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.01.2015

Oliver Pfohlmann tröstet sich mit den vielen zitierwürdigen Sentenzen in dieser an Streeruwitz und Co. geschulten "Wutrede" gegen die gesellschaftlich verordneten Weiblichkeits- und Mutterrituale von Gertraud Klemm. Die feministische Anklage der Ich-Erzählerin in diesem Debütroman scheint Pfohlmann nur bedingt zu erfreuen. Genau genommen findet er es wenig aufklärerisch, der Biologie und der Gesellschaft die Schuld zu geben an der Situation der Frau. Und auch erzähltechnisch überzeugt ihn der Text nicht. Einer solcherart geäußerten utopischen Vision von der Zukunft der Frau scheint der Rezensent nicht vertrauen zu wollen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.07.2014

Für Christian Metz ist Gertraud Klemms neuer Roman "Herzmilch" ein sprachkräftiges und ernsthaftes Stück Literatur. Dass die Autorin beim Erzählen über die Tragödie einer Frau (einer Biologin) als Mutter mitunter allzu klischeeselig und auch perspektivisch nicht immer ganz astrein daherkommt, kann er verkraften, da die Autorin mit einer tüchtigen Portion Wut und Schonungslosigkeit zu Werke geht. Dabei fallen eben Späne, scheint Metz zu denken. Wie Klemm im Buch die biologistischen Aspekte und Zwiespälte eines Lebens chronologisch und sprachlich präzise verhandelt, erinnert den Rezensenten in seinem Furor, seinem Scharfsinn und seiner Verzweiflung an Jelinek, Streeruwitz und Schwaiger. Am besten gefällt ihm der Text allerdings, wenn er sich von seiner Geschlechtsfixiertheit löst und die Wut ambivalent wird.
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