Gerald D. Feldman

Die Allianz und die deutsche Versicherungswirtschaft 1933-1945

Cover: Die Allianz und die deutsche Versicherungswirtschaft 1933-1945
C.H. Beck Verlag, München 2001
ISBN 9783406482557
Gebunden, 731 Seiten, 39,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Karl Heinz Siber. Das Buch untersucht ein wichtiges Kapitel der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung der Allianz AG während der Spätphase der Weimarer Republik und der Zeit des Dritten Reiches bis zur frühen Bundesrepublik. Insbesondere werden die Beziehungen zwischen dem größten Versicherungsunternehmen Deutschlands und dem NS-Staat beleuchtet. Dabei geht es auch um die zur Zeit kontrovers diskutierten Fragen des Entzugs jüdischer Vermögenswerte und der Politik der Wiedergutmachung in der Bundesrepublik.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.10.2001

Nachdem in den Festreden zum 100-jährigen Bestehen der Allianz im Jahre 1990 die Beteiligung des Unternehmens an der Nazipolitik verschwiegen worden sei, hat nun eine neue Konzern-Leitung Feldmans Forschung ermöglicht, erzählt Franziska Augstein in ihrer Rezension. Der Wirtschaftshistoriker Gerald Feldman habe Geld, Hilfskräfte und Zugang zum (unergiebigen, weil weitgehend zerstörten) Firmenarchiv erhalten, konnte jedoch Akten des ehemaligen Reichswirtschaftsministeriums (Moskau), Akten des "Reichsverbandes Privatversicherungen" und Vernehmungsprotokolle in den Entnazifizierungakten einsehen. Folgendes sei dabei zu Tage getreten: Dass die Allianz-Chefs mit den Nazis in Verbindung standen, noch bevor diese die Wahlen gewonnen hätten. Außerdem, dass alle diejenigen, die im "Dritten Reich große Geschäfte machten, früher oder später unausweichlich mit dem in Berührung kamen, für das der Name Auschwitz steht". Schade sei: "Feldman scheut sich nicht, die Verbrechen beim amen zu nennen, aber er tut sich schwer damit, die Urheber der Verbrechen auch Verbrecher zu nennen", insbesondere, wenn es sich um die Chefs der Allianz handele. Die Rezensentin fragt, "ob die Autoren ihre Unabhängigkeit kompromittiert haben könnten".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.10.2001

Die Geschichte der Allianz-AG im 3. Reich, die der Wirtschaftshistoriker Gerald Feldman (Berkeley) zusammen mit einem Team von Autoren erarbeitet hat, ist eine "Studie, die Maßstäbe setzt", schreibt Thomas Sandkühler. Bereits 1933 die größte deutsche Versicherung, scheute das europaweit wirkende Unternehmen die Geschäfte mit der SS nicht, sondern hat beispielsweise das Inventar sämtlicher Konzentrationslager versichert, referiert Sandkühler. Vor allem wo es um die beiden wichtigsten Allianz-Manager - Kurt Schmitt und Eduard Hilgard - geht, erweise sich Feldman als ein "Meister der politischen Biografie", lobt der Rezensent. Allerdings behandele er die NS-Politik ungleichgewichtig: Mit dem Schwerpunkt auf der Vorkriegszeit sei der 2. Weltkrieg in weniger als einem Drittel der Studie thematisiert etc. Der Rezensent lobt den jetzigen Allianz-Vorstandes dafür, diese Forschungsarbeit ermöglicht zu haben, "obwohl ihre Ergebnisse für den Auftraggeber alles andere als erfreulich sind."