Georg Stanitzek

Essay - BRD

Cover: Essay - BRD
Vorwerk 8 Verlag, Berlin 2011
ISBN 9783940384331
Kartoniert, 359 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Es geht um den Essay und vergleichbare Sachprosa in der deutschsprachigen Literatur seit den 1950er Jahren. "Essay - BRD" rekonstruiert die Bedeutung der Gattung für die intellektuelle Artikulation in Feuilleton und Literaturkritik, in der Literaturwissenschaft und in der öffentlichen Debatte. Das Buch zeichnet nach, dass der Essay um 1968/1970 und in der Folge als Genre einer experimentellen Literatur verstanden wird, in der sich der intellektuelle Versuch nicht einfach nur darstellt, sondern erfinderisch an Darstellungsweisen arbeitet. Darin gewinnt der Essay entgegen den von der älteren Kritischen Theorie und der Gruppe 47 gepflegten Konventionen neue Qualitäten. "Essay - BRD" bringt eine Reihe intensiver Lektüren; besondere Aufmerksamkeit gilt Texten von: Hans Magnus Enzensberger, Elfriede Jelinek, Alexander Kluge, Renate Matthaei, Uwe Nettelbeck, Michael Rutschky, Frank Schirrmacher und anderen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.09.2011

So also muss ein Essay sein! Wie genau, das weiß Dirk Baecker nach dieser Lektüre ein bisschen besser. Die Essayisten, die Georg Stanitzek sich vornimmt, Elfriede Jelinek, Michael Rutschky, Alexander Kluge etwa entgehen der Sterilisierung des Essays, wie sie die 50er und 60er mit ihrem Beharren auf dem genialen Einfall und der prägnanten Formulierung hervorgebracht haben. Stattdessen lieber spielerisches Erkenntnisvehikel auf dem Weg zur Wirklichkeit, und die, weiß Baecker spätestens jetzt, kann auch gern als Stimmengewirr daherkommen, als Durcheinander. Mit der BRD, das erläutert er uns auch noch, hat das alles insofern zu tun, als die vorgestellten Essays sich auf oben genannte Weise damit beschäftigen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 20.08.2011

Was Ekkehard Knörer über dieses Buch schreibt, ist mehr als eine Kritik, es ist selbst ein Essay über eine Studie, die mehr ist als eine Studie, nämlich selbst ein Essay - über den Essay, versteht sich. Nicht von ungefähr eröffnet Knörer seinen Artikel mit einer kleinen Hommage auf den bisherigen Herausgeber des Merkur, Karl-Heinz Bohrer. Erst Bohrers Begriff der "Plötzlichkeit" - so Knörer , hier wohl selber denkend und nicht rezensierend  - führe an die von Adorno herbeigesehnte, aber nicht erreichte Aufhebung der Grenze zwischen Primär- und Sekundärtext. Genau darum geht es Stanitzek - und Knörer stimmt ihm zu und entwirft mit Stanitzek in der Folge ein kleines Panorama der Essayistik in der Bundesrepublik seit den sechziger Jahren: am einen Pol, von Autor und Rezensent verachtet,  die Kulturkritik, die inzwischen zu "panischem Hochkulturgeflenne" in Aufmachern des Zeit-Feuilletons herabgesunken sei. Auf der anderen Seite, schon sympathischer, die "Plaudertasche" Michael Rutschky, die aber mit der Neuen Frankfurter Schule um Robert Gernhardt und Eckhard Henscheid ein Ressentiment gegen das Experiment teile. Und dazwischen die Abenteurer der Textualität von Frieda Grafe bis zu Detlef Kuhlbrodt, um die es Stanitzek und Knörer geht: "Ein Betrieb, der Autoren wie diesen im besten Fall die Randplätze zuweist, hat einen blinden Fleck", so Knörer.

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