Frode Grytten

Die Raubmöwen besorgen den Rest

Kriminalroman
Cover: Die Raubmöwen besorgen den Rest
Nagel und Kimche Verlag, München 2006
ISBN 9783312003693
Gebunden, 238 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Im norwegischen Städtchen Odda geschieht ein Mord. Der 38- jährige Journalist Robert Bell soll für ein Provinzblatt berichten. Aber je tiefer Bell gräbt, je näher er den Motiven der vermeintlich rassistischen Tat kommt, desto dichter wird das Netz aus Korruption und Vertuschung. Ein Held gegen den Rest der Welt - ein Kampf, der für beide nicht ohne Blessuren endet. In diesem düsteren Industrie- und Medienkrimi sind die Guten böse und die Bösen der Normalfall.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.06.2006

Vom Plot her, den sie auch andeutungsweise wiedergibt, das gibt die Rezensentin Katharina Granzin zu, klingt dieser Krimi fast gewöhnlich. Ist er aber nicht. Was ist so besonders? Das ist auch wieder nicht leicht zu sagen, meint die Rezensentin. Schließlich hat man heruntergekommene Journalisten als Ermittler im Genre schon öfter gesehen. Es geht um Asylbewerber und Neonazis und um den Wunsch der Öffentlichkeit, über die Hintergründe einer Mordtat nicht so genau informiert zu werden. Dem Anti-Helden Robert Bell wird vom Chef die Geschichte entzogen, er forscht weiter auf eigene Faust. Er löst den Fall und veröffentlicht den Artikel, den er schreibt, dann nicht. Spannend, so Granzin, ist nicht so sehr die Ermittlung, spannend ist, wie Erwartung und Entwicklung auseinanderlaufen; wie wenig erklärbar ist, und als wie wenig erklärbar der Autor darstellt, was geschieht und geschehen ist. Und genau diese Ambivalenz, lobt die Rezensentin, mache das Buch zu einem "perfekten Stück Literatur".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.05.2006

Der Kriminalroman des Norwegers Frode Grytten ergänze die Konstellation des zynischen Ermittlers um den Typus des Totalversagers, belehrt uns Rezensent Tobias Gohlis, der gerade darin die Stärke des Buches ausmacht. Der Schauplatz Odda, eine Kleinstadt an den "Backen der Hardangerberge", präsentiere sich ebenso verwahrlost , wie der Lokalreporter Robert Bell, den nur noch die aussichtslose Beziehung zu seiner Schwägerin lebendig hält. Als sich in Odda ein spektakulärer Mord im rechtsradikalen Milieu ereignet, bei dem serbische Asylanten in den Kreis der Verdächtigen geraten, hat Bell endlich einmal Gelegenheit sich zu beweisen. Stattdessen bleibt er untätig, ein Reporter, der nicht schreibt, und ein Detektiv der nicht ermittelt, gleichgültig bis zur Indolenz. Bell sei "eine Leiche auf Abruf" beschreibt es der nichtsdestotrotz offensichtlich animierte Rezensent, wie Odda eine Stadt der "toten Seelen" sei.