Fridolin Schley

Die Verteidigung

Roman
Cover: Die Verteidigung
Hanser Berlin, Berlin 2021
ISBN 9783446265929
Gebunden, 272 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

1947, die Nürnberger Prozesse: Einer der Angeklagten ist Ernst von Weizsäcker, SS-Brigadeführer und Spitzendiplomat unter Ribbentrop. Zu seinen Verteidigern zählt auch sein Sohn Richard, der vier Jahrzehnte später als Bundespräsident in seiner Rede vom 8. Mai über Kriegsschuld und die Befreiung Deutschlands vom Nazi-Gräuel sprechen wird. Eine historische Konstellation, die man kaum erfinden könnte: Hier stoßen - verkörpert in Vater und Sohn - das alte, schuldbeladene Deutschland und die gerade entstehende Bundesrepublik aufeinander. Fridolin Schley umkreist in seinem Roman die grundlegenden Fragen nach Gut und Böse, Schuld und Unschuld, emotionaler und moralischer Verpflichtung.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 29.09.2021

Rezensent Hans von Trotha empfindet es als Glück, dass sich Fridolin Schley dieser Geschichte angenommen hat. Wie Richard von Weizsäcker 1948 den eigenen Vater bei den Nürnberger Prozessen verteidigte, was er dabei dachte und wie sein Vater agierte, erzählt der Autor laut Trotha retrospektiv als Geschichte über Schuld, Verantwortung und Gerechtigkeit, geschickt mit Erwartungen spielend, kafkaesk, nicht als historischen Roman. Schleys dezente Kontextualisierungen und der Einbezug von Dokumenten in den Text gehen dem Rezensenten durch Mark und Bein. Die Enttäuschung des Rezensenten darüber, dass Richard von Weizsäcker über seine Erfahrungen im Prozess nie Zeugnis ablegte, scheint das Buch zu mindern.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.08.2021

Rezensent Thomas Karlauf folgt gebannt dem "inneren Zwiegespräch", das Fridolin Schley anhand der Akten des Nürnberger Prozesses gegen Ernst von Weizsäcker in seiner Figur, dem Sohn des Angeklagten, anlegt. Das Ringen Richard von Weizsäckers mit der Schuld und der Uneinsichtigkeit seines Vaters macht den Text für Karlauf zu einer intensiven Lektüre. Der historische Kontext scheint Karlauf im Buch verlässlich abgebildet. Dass der Autor aufs Moralisieren und auf literarische Effekte verzichtet, gefällt dem Rezensenten gut.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 15.08.2021

Rezensentin Julia Encke preist Fridolin Schleys Roman als aufregendstes Buchereignis des Herbstes. Die sprachliche Dezenz und die Verdichtung, mit der Schley den Leser am Wilhelmstraßen-Prozess 1947 und an den familiären Auseinandersetzungen der Weizsäckers, namentlich denen zwischen Ernst und Richard von Weizsäcker, teilnehmen lässt, findet Encke bemerkenswert.  Nicht zuletzt, da in Vater und Sohn das alte und das neue Deutschland aufeinandertreffen, meint sie. Den Versuch des Sohnes, den Vater zu verstehen, und den Versuch der Verteidigung, das Narrativ des Widerstands durch Weitermachen zu etablieren, schildert der Autor laut Encke ohne Effekthascherei, Psychologie und Pathos, dafür mit großer Aktenkenntnis und  meisterlicher Montagetechnik.