Brigitte Tag (Hg.), Franz Josef Wetz

Schöne Neue Körperwelten

Der Streit um die Ausstellung
Cover: Schöne Neue Körperwelten
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2001
ISBN 9783608943115
Broschiert, 362 Seiten, 12,78 EUR

Klappentext

Die Ausstellung 'Körperwelten' ist die meistbesuchte Ausstellung in Europa; sie ist auch eine der umstrittensten. In Rundfunk und Presse wurde zum Teil äußerst polemisch und missverständlich über diese Ausstellung informiert. Mit diesem Band soll die einsetzende Debatte versachlicht werden. 16 Autoren aus den Bereichen Medizin, Ethik, Philosophie, Rechtswissenschaft, Kunstwissenschaft, Sozial- und Medienpsychologie stellen kontrovers ihre unterschiedlichen Positionen dar. Sie wollen mit ihren Beiträgen die Tragweite der Debatte aufzeigen und erstmals ausloten. Der Band führt in aktuelle Themen ein, wie z. B. die menschliche Würde, den Tod, die ethischen Bedenken, die ästhetischen Fragen, das veränderte Bewusstsein vom Tod und den öffentlichen Umgang damit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.05.2001

In einer Doppelrezension bespricht Ernst Horst zwei Bücher, die sich mit dem Plastinator Gunter von Hagens und seiner Ausstellung "Körperwelten" befassen - zwei Bücher, "wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten".
1.) Nina Kleinschmidt, Henri Wagner: "Endlich unsterblich?" (Bastei Lübbe Taschenbuch)
Für den Rezensenten handelt es sich hier, kurz und knapp gesagt, um eine Hagiografie. Kritik an von Hagens wird demnach nicht laut, im Gegenteil. Zwar scheint es Horst recht interessant zu finden, dass die Autoren auch die Familie von Hagens und Körperspender wie die Schauspielerin Cleo Kretschmer befragt haben. Doch wurde er den Verdacht nicht los, dass dieses Buch "nur Teil des Kalküls" war - es gehe letztlich darum, dass von Hagens sich hiermit Geld für weitere Projekte beschaffe. Die Autoren, die von Hagens bei einer Reise nach Kirgistan und China begleitet haben, bezeichnet Horst als "Fans mit einem Hang zur Albernheit", die es für wichtig erachten, dem Leser mitzuteilen, was von Hagens etwa beim Zähneputzen eingefallen ist. Wirklich substanzhaltig scheint der Band in den Augen des Rezensenten demnach nicht zu sein.
2.) Franz Josef Wertz, Brigitte Tag (Hrsg.): "Schöne Neue Körperwelten" (Klett-Cotta)
Horst scheint es sehr zu begrüßen, dass in diesem Band weniger die Person von Hagens im Vordergrund steht, sondern vielmehr die Sache selbst. Und so wird hier, wie der Leser erfährt, in den Beiträgen von sechzehn Wissenschaftlern ordentlich gestritten, bis "die Fetzen fliegen". Dies gefällt dem Rezensenten durchaus, auch wenn er an der Diskussion "etwas spezifisch Deutsches" kritisiert und den meisten Autoren eine Portion Dogmatismus attestiert. Doch angesichts des "hagiografischen" Bandes "Endlich unsterblich?" freut sich Horst, dass die Vertreter so ganz unterschiedlicher Disziplinen hier auch einmal die moralischen Aspekte zum Plastinieren von Leichen debattieren.
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