Zur Mündung37 Geschichten von Leben und Tod
Luchterhand Literaturverlag, München
2000
ISBN
9783630870670, Gebunden, 123Seiten, 15,24
EUR
Klappentext
Unterwegs ist in seinen Erzählungen nicht nur Franz Hohler, unterwegs sind auch die eigenwilligen Typen, denen er begegnet. Ein feixender Mann mit langen grauen Haaren läuft nackt um den Kölner Dom. In einem Berliner Lokal fragt ein Mann, wo er sich befinde. In Kreuzberg, wird ihm gesagt. Da steht der Mann auf und sagt: Dann gehe ich wieder zurück nach Spandau.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.08.2000
Fast zärtlich schreibt Sabine Doering über den Ernst des Schweizer Kabarettisten Franz Hohler in seinen literarischen Miniaturen. Sie zeichnet nach, wie er in genauen, manchmal humoristischen, manchmal tragischen Erzähl- und Denkbildern komplizierte Sachverhalte in einfache Worte und Strukturen gießt. Besonders bewundernswert findet sie die raffinierte Komposition des "schmalen Bandes", in dem die einzelnen Geschichten durch diskrete Stichwörter mit einander verbunden und in ein schwebendes Verhältnis gebracht werden.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 06.06.2000
Michael Bauer gibt seiner Enttäuschung über den neuesten Hohler-Band unverhohlen Ausdruck und holt, wo er besonders bösartig erscheinen will, zum großen Schlag aus: "Lektüre für Lesezirkel stillender Mütter in Freiburg". (Wir hier in Berlin fühlen uns davon nicht angesprochen und setzen unsere Kritik der Kritik fort.) Was macht den Rezensenten auf so melancholische Weise wütend? Den kurzen Erzählungen aus dem Logbuch einer kleinen Rundreise durch Zürich, zugegebenermaßen "solide und schön" geschrieben, fehlt der Biss, aber nicht der Hang zur Rührseligkeit, findet Bauer. Er vermisst die einstige Fähigkeit des Schweizer Schriftstellers und Kabarettisten, das Wirkliche ins Unwirkliche, das Normale ins Groteske und das Alltägliche ins Phantastische zu ziehen. Solide, langweilig und, was die Fernsehbilder vom Krieg etc angeht, auch noch betroffen machend - damit hat Hohler wohl völlig bei Michael Bauer verloren.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 06.04.2000
Mit staunen, zuhören, hinhorchen, "selbst nachschauen" und " - vielleicht - berichten" umschreibt Bruno Steiger die "Lebensdevise" von Franz Hohler, die er zugleich als dessen Schreibmaxime propagiert. Die sich selbst zurücknehmende Haltung des Staunens, die Steiger in allen Sätzen und Texten Hohlers auszumachen vermeint und in einen "sprach- und erkenntniskritischen Kontext" rücken läßt, macht für den Rezensenten die besondere Qualität von Hohlers Kurzprosa aus, die der Autor seit nunmehr 30 Jahren vorlegt. Seine neuesten Geschichten sind kleine Beobachtungen und Kommentare zum Tagesgeschehen, in denen wir "Anteil am Allergewöhnlichsten"
nehmen, auch wenn es sich in Hohlers Sätzen zum "denkbar Ungewohnten" verwandelt.