Frank Bösch

Zeitenwende 1979

Als die Welt von heute begann
Cover: Zeitenwende 1979
C.H. Beck Verlag, München 2019
ISBN 9783406733086
Gebunden, 512 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Frank Bösch nimmt uns mit auf eine faszinierende Zeitreise zu den Quellen unserer Gegenwart. 1979 gilt als "das Schlüsseldatum des 20. Jahrhunderts" (Peter Sloterdijk) und wird als der "Beginn der multipolaren Welt von heute" (Claus Leggewie) bezeichnet. Die iranische Revolution brachte den fundamentalistischen Islam auf die weltpolitische Agenda, während der sowjetische Einmarsch in Afghanistan auf die Krisenherde des 21. Jahrhunderts vorauswies. Der Papstbesuch in Polen, der von Millionen gefeiert wurde, beschleunigte den Untergang des Sozialismus. Margaret Thatcher verkündete eine neoliberale, die neugegründete grüne Partei eine ökologische Wende. Und die vietnamesischen Boat People konfrontierten die Deutschen erstmals mit weltweiten Flüchtlingsströmen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.03.2019

Moritz Behrendt lobt die akribische Archivarbeit von Frank Bösch und wie der Autor mit ihrer Hilfe Linien herausarbeitet, die das Jahr 1979 mit unserer Gegenwart verbinden. Ohne die wichtigen politischen Ereignisse des Jahres, Iranische Revolution, Einmarsch der Sowjets in Afghanistan, Chinas Masterplan zum wirtschaftlichen Aufstieg, in einem alles umfassenden Narrativ zu vermischen, gelingt es Bösch laut Rezensent, weltpolitische Wendepunkte und kaum bekannte Details sichtbar zu machen und unter anderem zu zeigen, dass 1989 ohne 1979 nicht möglich gewesen wäre. Auch wenn Behrendt mitunter zweimal hinschauen muss, um die im Buch gezogenen Verbindungen nachvollziehen zu können, als zeitlicher wie räumlicher Perpektivwechsel scheint ihm Böschs Arbeit gelungen.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 16.03.2019

Jan Küveler ist hoch erfreut. Mit dem Buch des Historikers Frank Bösch kann er sich endlich in die Zeit kurz vor seiner Geburt einfühlen. Das geht mit Bösch nüchtern und sachlich bis zur Schmerzgrenze, betont Küveler. Die ein oder andere im Gedächtnis bleibende Anekdote mehr hätte dem streckenweise wie ein Wiki-Eintrag wirkenden Buch ganz gut getan, findet er, ebenso eine theoretische Ebene, auf der der Autor ab und zu die eigene Methode reflektiert. Wie Bösch den Leser über Ereignisse wie die Ankunft der vietnamesischen Boat People oder Chinas Öffnung durch Deng an die Gegenwart heranführt, scheint Küveler allerdings famos.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 12.03.2019

Ralph Gerstenberg versteht die Welt ein bisschen besser mit dem Buch des Historikers Frank Bösch. Die weltpolitisch wegweisenden Ereignisse des Jahres 1979, die Bösch darstellt, Harrisburg, Boat People, Weltklimakonferenz, führen laut Gerstenberg direkt in unsere Gegenwart. Zudem ist das Bild eines Jahres im Buch für ihn höchst lebendig gezeichnet. Dass der Autor Kausalitäten nicht einfach behauptet, sondern die Ereignisse von '79 in einen historischen Zusammenhang stellt, ist für Gerstenberg das eigentlich Schöne dieser Rückschau.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.02.2019

Günther Nonnenmacher nimmt das Buch von Frank Bösch eher als etwas dröge Erinnerung an bedeutende Ereignisse wie die Ausstrahlung der "Holocaust"-Serie oder den Besuch von Johannes Paul II. in Polen, denn als lebendige, neue Erkenntnisse bringende Studie zum Jahr 1979 und seinen Folgen. Mitunter scheint ihm der rote Faden im Buch auch arg dünn zu sein, vor allem aber fehlt ihm die Würze, stimmungsvolle Anekdoten oder überraschende Zusammenhänge. Die zehn Kapitel scheinen ihm sachlich korrekt, aber eben auch ein bisschen trocken.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 23.02.2019

Rezensent Rudolf Walther hat Frank Böschs Dokumentation des Jahres 1979 mit Gewinn gelesen. Von der Revolution im Iran, dem Papst-Besuch in Polen, der Flucht der Boatpeople aus Vietnam, der Wahl Margaret Thatchers, dem Einmarsch sowjetischer Truppen in Afghanistan oder der Gründung der Grünen erzählt ihm der Historiker anschaulich und materialreich und - das hebt Walther hervor - ohne den Fehler der Geschichtsphilosophie des 19. Jahrhunderts zu begehen: Bösch schließe keineswegs vom "temporalen Nacheinander auf ein Kausalitätsverhältnis", lobt der Kritiker. Vielmehr konzentriere er sich auf die zahlreichen, 1979 auftretenden Führungspersönlichkeiten und die Ambivalenz der hier geschilderten zehn Großereignisse, etwa mit Blick auf die gleichzeitig eintretende "Reaktivierung von Religion" und "Politisierung von religiösen Gehalten" im Zuge der Revolution im Iran, so Walther. Dass der Autor sich bisweilen terminologisch verhaspelt, etwa wenn er Islam und Islamismus nicht klar differenziert, kreidet ihm der Rezensent allerdings an.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.01.2019

Franziska Augstein prophezeit dem Buch des Zeithistorikers Frank Bösch viel Zuspruch, nicht zuletzt bei Kennern der Zeitgeschichte. Als Füllhorn der Erkenntnisse über das Jahr 1979 und die damals ausgelöste Zeitenwende - , mit der Revolution des Ayatollah Chomeini im Iran, Deng Xiaoping in China, der sowjetischen Invasion in Afghanistan und Margaret Thatchers Wahl in Britannien - bezeichnet sie den Band, als fabelhafte Sammlung von Einzeldarstellungen, bereichert durch Archivfunde über den politischen Umgang mit Menschenrechtsfragen in Nicaragua, der Türkei oder in Afghanistan. Die Zeitenwende 1979 - für Augstein hat sie der Autor überzeugend belegt.
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