Familie Marx privatDie Foto- und Fragebogen-Alben von Marx' Töchtern Laura und Jenny
Akademie Verlag, Berlin
2005
ISBN
9783050041186, Gebunden, 456Seiten, 69,80
EUR
Klappentext
Kommentierte Faksimileausgabe. Mit einem Essay von Iring Fetscher. Herausgegeben von Izumi Omura, Valerij, Rolf Hecker und anderen.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 16.05.2006
Rezensentin Ursula Pia Jauch bekundet einiges Befremden, nicht vor der Publikation als solcher, vielmehr vor Karl Marx und seinem Familienleben, wie es sich in einer Art "Devotionaliensammlung" selber peinlich dokumentiere. Der Fotoband aus den späten 1860er Jahren vermittle den Eindruck, als ob es sich bei Karl Marx mit seiner Frau, drei Kindern und drei Hunden um das wohlfeile Leben eines Großindustriellen handele, der ein "zutiefst" bürgerliches Leben zelebriere inmitten des Guten, Wahren und Schönen. Wohl zu Recht, mutmaßt die Rezensentin, habe das Parteiarchiv in Moskau solche Einblicke den Proletariern aller Welt nicht zumuten wollen. Auch der zweite Band mit Familien-"Confessions" illustriere die innere Möblierung der Familie Marx allerliebst. Im Stile der damals beliebten Zeitschriftenfragebögen erhalte der Leser Auskünfte über die Lieblingsbeschäftigungen oder -Dinge der Familie bis zum Hund namens Whiskey. Das einzig belebende Element sei der von Karl als faul angesehene Schwiegersohn Paul Lafargue. Dieser, lobt die Rezensentin ausnahmsweise ohne ironischen Unterton, habe der Welt mit seinem Buch "Recht auf Faulheit" immerhin eine subtile Kritik des Kapitalismus geschenkt.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Rundschau, 18.05.2005
Jens Grandt hat mit spürbarem Vergnügen den Band "Familie Marx privat" gelesen, der das Fotoalbum der Marx-Tochter Laura und Jennys so genannten "Confessions" - Charakterfragebögen, schnell hingekritzelte, stenografierte Psychogramme von Freunden und Bekannten der Familie Marx, seinerzeit ein beliebtes Gesellschaftsspiel -, umfasst. Einer Zusammenarbeit japanischer, russischer und deutscher Forscher ist dieses beinahe intime Dokument zu verdanken; es erscheint zeitgleich in Tokio und Berlin. "Umfangreiche Recherchen" waren notwendig, so der Rezensent, um die unterhaltsam-lehrreichen Beitexte zu den Fotos von Laura zusammenzutragen. Für die Erhellung der Hintergründe von Jennys "Confessions" ist Iring Fetscher zuständig. Man erfährt manches über Karl Marx' Familienleben und Schwiegersöhne, über die Attraktivität der Töchter und deren geistige Regsamkeit. Während Marx sich in seinem Fragebogen zum "bookworming" bekennt, findet Friedrich Engels sein Glück bei einer Flasche Chateau Margaux 1848. "Take it easy" gab er als sein Motto an.