Eugene McCabe

Tod und Nachtigallen

Roman
Cover: Tod und Nachtigallen
Steidl Verlag, Göttingen 2011
ISBN 9783869302331
Gebunden, 296 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser. Billy Winters, protestantischer Grundbesitzer in der nordirischen Grafschaft Fermanagh, war reichlich betrunken und sehr zornig, als er seiner Frau eröffnete, dass er ihrer Tochter Beth auf keinen Fall etwas vererben wird. Steinbruch, Pachten, Farmland und ein erheblicher Goldschatz sollten dem katholischen Kuckuckskind nicht in die Hände fallen. Hat er nicht genug für das Mädchen getan? Ihr ein Dach über dem Kopf und zu essen gegeben? Jahre später beschließt Beth, den Hof zu verlassen. Sie hat genug davon, Billys Dienstmagd zu sein, hat genug von den Wutanfällen und der mehr als väterlichen Zuneigung. An ihrem Geburtstag will sie mit seinem Gold und ihrem Geliebten durchbrennen. Doch der Mann, dem sie ihr Leben und das ihres ungeborenen Kindes anvertraut, ist ein skrupelloser Verbrecher.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.12.2011

Zwanzig Jahre nach seinem Erscheinen ist Eugene McCabes Roman "Tod und Nachtigallen" endlich ins Deutsche übersetzt worden, freut sich Rezensent Tobias Döring. Denn der Kritiker liest hier nicht nur die ebenso ergreifende wie tragisch ironische Geschichte der 25-jährigen Beth, deren Leben sich ausgerechnet an dem Tag, als sie ihren zudringlichen Vater Richtung London verlassen will, dramatisch ändert, sondern er erfährt auch viel über die politischen Ereignisse um die irische Nationalbewegung im Jahre 1883. Dabei gelinge es dem Autor souverän die spannende und immer wieder überraschende Romanhandlung mit dem historischen Hintergrund zu verweben, so Döring. Der Rezensent hebt insbesondere McCabes beeindruckend wuchtige Landschaftsschilderungen hervor, in denen er ein die unheimliche Atmosphäre perfekt untermalendes "Konzert der Kreaturen" - etwa den eindringlichen Schrei einer Füchsin - vernimmt. Auch die Leistung des Übersetzers Hans-Christian Oeser bedenkt der Kritiker mit viel Lob.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.08.2011

Mehr als nur einen "historischen Thriller" oder eine einfache Familiengeschichte hat ein sehr eingenommener Friedhelm Rathjen mit Eugene McCabes "Tod und Nachtigallen" gelesen. Der Roman des 1930 geborenen irischen Bauern-Autors ist im Original bereits 1992 erschienen, aber erst jetzt war die Zeit reif für eine deutsche Übersetzung, meint auch der Rezensent. Es geht in der 1883 an einem einzigen Tag und einer Nacht spielenden Geschichte um die 25-jährige uneheliche, aber katholische Elizabeth, die sich mit dem Gold ihres verabscheuten protestantischen Ziehvaters und dem Vater ihres eigenen ungeborenen Kindes aus dem Staub machen will und gleichzeitig auf Vergeltung für erlittene Unbill sinnt, erfahren wir. Betrug, Verrat und Hass sind also die Hauptingredienzien dieses bemerkenswert nüchtern und zugleich poetisch geschriebenen Romans, wie Rathjens findet. McCabes Beherrschung verschiedenster Tonfälle, mit der er seine Figuren individuell zu Wort kommen lässt, lobt der Rezensent besonders und er sieht ihn in einer Reihe mit den "klassizistischen" Autoren Trevor, Toibin und Banville. Einziger Wermutstropfen ist die Tatsache, dass McCabe es bei diesem einen Roman belassen hat, wie Rathjen bedauert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.08.2011

Rezensent Hans-Peter Kunisch ist hocherfreut, dass der bislang einzige Roman des Iren Eugene McCabe nun endlich auch auf Deutsch erschienen ist. Sein Plot ähnelt oberflächlich einem "traditionellen Schauerdrama", so Kunisch. Eine hasserfüllte Stiefvater-Tochter-Beziehung, ein Diebstahl, eine arrangierte Landesflucht und der von ihrem Liebhaber geplante Mord an der Protagonistin seien seine Elemente, berichtet der Rezensent. Das alles finde binnen vierundzwanzig Stunden statt, im Mai 1883. Es gebe jedoch kein einfaches Täter-Opfer-Schema; zudem zeichne sich der Roman durch die "große sprachliche Kraft" seiner geistreichen Dialoge und poetisch-dichten Beschreibungen aus. Der historische Hintergrund - die irische Unabhängigkeitsbewegung - spielt laut Kunisch eine maßgebliche Rolle in diesem Roman, als dessen wirklichen Protagonisten er den Tod in Form einer "grundsätzlichen Negativität der Menschensicht" identifiziert.
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