ManierismusFigura serpentinata und andere Figurenideale
NZZ libro, Zürich
2001
ISBN
9783770535231, Gebunden, 292Seiten, 44,99
EUR
Klappentext
Die manieristische Kunst, zwischen Hochrenaissance und Frühbarock, hat mehrmals Aktualität erlangt ? eine Kryptomoderne: zuerst, um 1920, im Zeichen von Expressionismus, Surrealismus, Kubismus, Dada und Jugendstil; heute als ein Vorspiel der Neuen Neugier auf den Körper, seine Geheimnisse und "potentialites". Der Schweizer Kunsthistoriker Emil Maurer lenkt die Aufmerksamkeit auf die verblüffenden Verwandlungen, denen die menschliche Figur in der manieristischen Kunst unterworfen wird. Dem exemplarischen Fall, der "Figura serpentinata", gilt der titelgebende Essay des Bandes. In zwanzig Kapiteln werden Figurenvarianten wie Flugfiguren, Kriechfiguren, Korrosionsfiguren, "Figura cubica" untersucht, ferner exponierte Einzelwerke, Beziehungen zwischen Künstlern, Einschätzungen aus heutiger Sicht , schließlich auch stilgeschichtliche Probleme.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 24.11.2001
Am Manierismus haben sich, wie der Rezensent Oskar Bätschmann einleitend darstellt, die Geister der Stilanalyse forschungsgeschichtlich bedeutsam geschieden. Das "Ende der Periodisierung der Geschichte durch Stilepochen" erwies sich an der Unmöglichkeit, den Manierismus als Stilepoche zu beschreiben. Das Augenmerk wurde statt dessen auf Widersprüche und Paradoxien gelegt. So auch bei Emil Maurer, der in mehreren Essays "die Darstellung der menschlichen Gestalt" ins Zentrum seiner Aufmerksamkeit stellt. Gegeneinander stehen hier, in manieristischem Widerspruch, unter anderem die "eigenbewegte Figur" und der Drang zur Unterordnung unter die dargestellte Handlung. Herausgearbeitet wird das in Aufsätzen zu Parmigianino, Bassano, Beccafumi und anderen. Oskar Bätschmann ist begeistert. Er lobt die "präzise und konzentrierte Analyse von Werken", die den Leser nie bedrängt, sondern Fragen stellt und zum "selbständigen Sehen und Fragen" anleitet. "Unvergleichlich präzise und schlicht" findet der Rezensent die Sprache Maurers. Wie Burckhardt, meint er, weckt Maurer die "Lust am Genuss" der Werke, die, so Bätschmann, noch heute "überraschend, bizarr, überspannt, affektiert, phantastisch, extrem experimentell und befremdlich" scheinen.