Das GlücksdiktatUnd wie es unser Leben beherrscht
Suhrkamp Verlag, Berlin
2019
ISBN
9783518469989, Kartoniert, 242Seiten, 15,00
EUR
KlappentextAus dem Französischen von Michael Adrian. Glück lässt sich lernen. Das will uns die boomende Glücksindustrie weismachen. Und so explodiert seit den neunziger Jahren die Zahl der Glücksseminare, Glücksratgeber und Happiness-Indizes. Heute liegt es an uns selbst, negative Gefühle zu blockieren, uns selbst zu optimieren und Achtsamkeit zu praktizieren. Dann - so das Heilsversprechen - kommt auch das Glück. Doch was bedeutet es für unsere Gesellschaft, wenn der Staat sich zunehmend nicht mehr für soziale Gerechtigkeit oder ein funktionierendes Gesundheitssystem zuständig fühlt und den Bürgerinnen und Bürgern einer ultra-individualistischen Gesellschaft die gesamte Verantwortung für das eigene Schicksal übertragen wird?
Die israelische Soziologin Eva Illouz und der spanische Psychologe Edgar Cabanas beschreiben in ihrem Essay erstmals das gefährliche Potential, das sich hinter der millionenschweren Glücksindustrie verbirgt - und zeigen auf, wer die Nutznießer und wer die Verlierer dieses vermeintlich positiven Trends sind.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.12.2019
Manuela Lenzen findet die Kritik an der Positiven Psychologie von Edgar Cabanas und Eva Illouz etwas ermüdend, nicht unbedingt neu und zu sehr fokussiert auf die Begründer dieser Anleitung zum Glücklichsein. Wie gut die Idee von der Machbarkeit des Glücks zum Wirtschaftsliberalismus passt, wie dankbar sich Unternehmen gegenüber der Positiven Psychologie und ihrer Glücksformel zeigten und wie wenig wissenschaftlich diese letztlich begründet ist, vermögen die Autoren Lenzen allerdings zu vermitteln. Und als Plädoyer gegen die Fixierung auf das zu erreichende individuelle Glück und für die Veränderung der eigenen Lebensmöglichkeiten taugt der Band für sie allemal.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 15.11.2019
Rezensent Thomas Ribi findet die Kritik, die Edgar Caraban und Eva Illouz in ihrem Buch am westlichen Glücksdiktat üben, zwar sehr angebracht, aber schlecht ausgeführt. Die Soziologin und der Psychologe schreiben hier gegen die von Martin Seligman begründete (wenn auch eher willkürlich behauptete, wie Ribi einräumt) Positive Psychologie an, die Glück als eine Entscheidung betrachtet und besonders in den USA und in England auf großen Zuspruch stieß. Dieses Abwälzen der Verantwortung auf den Einzelnen zu kritisieren sei zwar völlig richtig, stellt der Rezensent klar, jedoch findet er es zu simpel, stattdessen einfach den Neoliberalismus als Sündenbock heranzuziehen, wie Illouz und Caraban das täten. So gerate das Buch zu einer "linken Pflichtübung", die es versäume, den westlichen Imperativ vom Glück als Phänomen besser verständlich und dadurch vielleicht angreifbar zu machen, bedauert der Rezensent.