E.T.A. Hoffmann, Marija Lucija Stupica

Nussknacker und Mausekönig

(Ab 6 Jahre)
Cover: Nussknacker und Mausekönig
Middelhauve Verlag, München 2000
ISBN 9783787695843
Gebunden, 128 Seiten, 12,68 EUR

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 30.11.2000

Diese Neuausgabe des Hoffmann`schen Märchenklassikers lässt die Rezensentin in Kindheitserinnerungen schwelgen. Der Zauber des Buches indessen scheint noch den Erwachsenen zu erreichen und durch die Illustrationen von Marija Lucija Stupica nun noch gewonnen zu haben. Von der, wie Karla Schneider betont, ganz und gar nicht naiven Geschichte kommt sie schnell auf die Aquarelle der Slowenin zu sprechen: "auf Hintergründen von Safran-, Zimt-, Nougat- und Koriandertönen" gezauberte Miniaturen, so Schneider, auf denen die Grenze zwischen realer und fantastischer Welt, der Geschichte gemäß, verschwimme. Irgendwie scheint das Buch weihnachtlich-kulinarisch zu stimmen. Schneiders Beschreibung der Lichteffekte auf den Bildern Stupicas - "wie von Kerzen oder Rüböllampen ... wie durch Honig gefiltert" - jedenfalls tut es allemal.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.11.2000

In einer Sammelrezension bespricht Ursula Sinnreich vier Kinderbuch-Klasssiker, die teilweise neu erzählt wurden.
1) Hoffmann / Stupica (Ill.): "Nussknacker und Mausekönig" (Middelhauve)
Die Rezensentin konzentriert sich hier auf die Illustrationen von Marija Lucija Stupica, der es gelungen sei, mit einer "gläsernen Zerbrechlichkeit" ihrer Bilder einerseits das Phantastische einzufangen, gleichzeitig aber auch das "Dunkel-Groteske" der Geschichte etwas in den Hintergrund zu stellen. Sinnreich betont das Grafische in der Aufmachung. So hat die Illustratorin, wie der Leser erfährt, ihre Bilder in Bezug gesetzt zu der "quadratischen Form" des Textes. Die "graubraunen Farben" sind nach Ansicht Sinnreichs gut gewählt, um das Phantastische zu unterstreichen.
2.) "Alice im Wunderland" (Aufbau)
Sinnreich stellt hier vor allem die farbenfrohen Illustrationen von Giuliano Lunelli heraus und begeistert sich außerdem für die klug gewählten Perspektiven des Illustrators. So drohe beispielsweise das Format "aus allen Nähten zu platzen", wenn Lunelli den "aufgeblasenen Zauberer" entsprechend darstellt. Nach Sinnreichs Ansicht beeinflussen Tricks wie dieser durchaus die Lesart des Buchs, und der "moralische Unterton" der Geschichte bekommt, wie sie findet, dadurch eine ganz andere Färbung.
3.) Perrault / Lunelli (Ill.): "Der gestiefelte Kater" (Nord-Süd)
Gut gefällt der Rezensentin die Neufassung dieser Geschichte, die sie "unglaublich mühelos" erzählt findet, ohne dass dabei das Original Schaden erleide. Auch die Illustrationen von Jassen Ghiuselev findet sie großartig, nicht nur, weil das Phantastische der Geschichte dadurch unterstrichen werde. Besonders gelungen findet sie Ghiuselevs Idee, ein Bildplakat zu malen, in dem die ganze Geschichte festgehalten ist. Ein "genialer Einfall", schwärmt die Rezensentin, weil die Geschichte dadurch für Kinder leicht nachvollziehbar werde, auch - oder gerade wenn - der Illustrator die Logik der Perspektiven auf den Kopf stellt.
4.) Stevenson / Ubac: "Die Schatzinsel" (Gerstenberg)
Zur Neuerzählung von Claire Ubac sagt die Rezensentin fast nichts, weil - wie sie findet - "die Sogwirkung" eindeutig von den Illustrationen von Francois Roca ausgeht. Die Farben sind "düster", erfährt der Leser, jedoch sieht Sinnreich jeweils die spannendsten Situationen der Geschichte von Roca festgehalten. Die Rezensentin bescheinigt den Illustrationen "magische "Anziehungskraft und ist sogar der Ansicht, dass das Betrachten der Bilder selbst einem "Abenteuer" gleichkommt.
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